Mit dem Rolling Stone Park 2018 sollte ein neues Festival im Süden der Republik etabliert werden. Die Premiere lief erstaunlich reibungslos.
Wobei das Konzept nicht neu ist, sondern seit vielen Jahren beim Rolling Stone Weekender so betrieben wird: Ein Festival für ein etwas älteres, zahlungskräftigeres Publikum mit Vier-Sterne-Komfort statt Schlammschlacht vor der Bühne.
Die Räumlichkeiten im Europa Park sind wie gemalt für dieses Vorhaben. Die große Arena im Konferenz-Zentrum ist für die Hauptacts reserviert, in schicken kleineren Sälen spielen weitere Bands, im edlen Kino gibt es am Samstag Lesungen. Selbst die Büros der Veranstalter und das Pressezentrum sind in hübschen Räume untergebracht. Das mag man als Festival-Liebhaber seltsam finden, gemütlich und sympathisch ist es allemal.
Ebenso wie der eine Woche zuvor an der Ostsee abgehaltene Weekender ist das Rolling Stone Park 2018 auf zwei Tage angesetzt, auch die Bands sind die gleichen. Das Freitagsprogramm startet erst am Nachmittag, dafür aber direkt mit Nada Surf, deren sympathischer, glatter Indie-Rock sehr gut passt.
Während auf den kleineren Bühnen Acts wie Cass McCombs, Anna Calvi, John Grant oder White Denim ihr Potenzial zeigen, gibt es mit Father John Misty („Ist das hier ein Festival oder eine Art Kult?“) einen eindrucksvollen und mit Kettcar einen eher routinierten Auftritt auf der Hauptbühne. Der Farbtupfer des Abends sind die Flaming Lips, die die Halle mit Ballons und Konfetti in einen musikalischen Kindergeburtstag verwandeln. Dass Sänger Wayne Coyne schließlich auf einem aufblasbaren Einhorn durch die Zuschauer reitet und die Musik zur Nebensache wird, wundert da kaum noch jemanden.
Der Samstag wird zum langen Tag für die, die an diesem Festival-Wochenende alles mitnehmen. Mit Timo Blunck, Thorsten Nagelschmidt und Oliver Polak gibt es schon ab dem Mittag Lesungen, nebenbei sind für einige Stunden zwei Attraktionen des eigentlich geschlossenen Europa Parks geöffnet.
Reguläre Konzerte gibt es erneut ab dem Nachmittag und mit Hudson Taylor ist wieder eine sehr sympathische Band der Kickoff. Cat Clyde bezirzt die kleinste Location, den Traumpalast, und Mt. Joy gibt im Sala Bianca alles. Motorpsycho hauen den Zuschauern Rockmusik um die Ohren, bevor es mit den Decemberists eine Nummer leiser wird. Trotz des leider nicht so guten letzten Albums „I’ll Be Your Girl“ kann die Band um Sänger Colin Meloy überzeugen. Traditionell gibt es am Ende „The Mariner’s Revenge Song“, dargeboten wie ein Musical, gipfelnd in einem aufblasbaren Wal, der feierlich durch die Menge getragen wird.
Den Ballsaal Berlin schließt Die Höchste Eisenbahn ab, die sich einen Spaß daraus macht, die an der Wand hängenden Porträts der Bundespräsidenten in ihre Ansagen zu integrieren. Leider überschneiden sie sich rund eine halbe Stunde mit dem Headliner der großen Bühne, Element Of Crime. Sven Regener betont, schon lange nicht mehr um diese Uhrzeit – es ist bereits halb zwölf – gespielt zu haben. Aufblasbare Tiere hat er glücklicherweise keine dabei, dafür die Songs der neuen Platte „Schafe, Monster und Mäuse“, die sich routiniert ins Gesamtwerk der Band einordnen. Hits wie „Delmenhorst“, „Weißes Papier“ und „Straßenbahn des Todes“ runden den Auftritt ab, den es übrigens nur gab, weil der eigentliche Headliner Ryan Adams passen musste.
Diese Absage einige Wochen vor dem Festival ist eines der Dinge, die den sehr guten Eindruck der Erstauflage des Rolling Stone Park etwas trüben. Ebenso gibt es im Publikum Unmut darüber, dass die kleineren Säle immer nur parallel bespielt werden und man sich so immer zwischen drei Bands entscheiden muss. Sicherheitsaspekte, weil die Räume im Vergleich zur Gesamtkapazität zu klein sind, sagt der Veranstalter – im kommenden Jahr wird das also kaum anders sein.
Zu wünschen übrig ließ auch noch die Zuschauerzahl: Auf bis zu 4000 Menschen ist das Festival ausgelegt (die übrigens auch allesamt in den parkeigenen Hotelanlagen untergebracht werden können), nur jeweils rund 2200 Menschen kamen an den beiden Tagen. Ausbaufähig, aber auch der Weekender sei in etwa so gestartet und inzwischen immer ausverkauft, heißt es vom Veranstalter.
Der Termin für das Rolling Stone Park 2019 steht übrigens schon: 8. und 9. November. Das ist schön, denn: Auf dieser Premiere lässt sich wirklich aufbauen.
Hier gibt es die Bilder vom ersten Festival-Tag.
Hier gibt es die Bilder vom zweiten Festival-Tag.