Lasse Matthiessen: „Berlin ist ein Geisteszustand für mich“

Lasse Matthiessen hat gerade sein neues Album „Dreams Don’t Make Noise“ veröffentlicht. Wir haben uns mit ihm darüber unterhalten.

Lasse Matthiessen

Im Mail-Interview mit bleistiftrocker.de spricht Lasse Matthiessen unter anderem über die Entstehung von „Dreams Don’t Make Noise“, den Berlin-Bezug des Albums und seine Pläne nach der Tour.

 

bleistiftrocker.de: Wie sind die Songs auf dem neuen Album entstanden und was kannst du über die Zusammenarbeit mit Joakim Buddee erzählen?

Lasse Matthiessen: Seit langem arbeite ich mit einer Vielzahl von Komponisten und Produzenten zusammen, um meinen eigenen Horizont und die Methoden, mit denen ich beim Schreiben neuer Musik arbeite, zu erweitern. Hier habe ich z.B. mit Joakim Budde und der schwedischen Jade Ell Musik geschrieben. Der erste Song, den wir zusammen geschrieben haben, war „Dancing With Air“. Es war das erste Mal, dass wir zusammen Musik geschrieben haben und die Atmosphäre im Studio war magisch. Jade und ich fanden sofort ein gemeinsames Textuniversum.

Der Titeltrack „Dreams Don’t Make Noise“ wird im Presstext als Höhepunkt des Albums bezeichnet. Wovon handelt der Song?

Ich singe in „Dreams Don’t Make Noise“ über die Weite Siziliens hoch oben in den Bergen. Ich singe von den verführerischen Stimmen süßer Träume, bevor der Rotwein einsetzt. Ich singe über die Risse im Pflaster in Berliner Granitblöcken, wo sich das Wasser sammelt und wir im Sturz hinüberspringen, um keine nassen Zehen zu bekommen. Ich singe darüber, wie es ist, in Erinnerungen versunken zu sein, die man lieber vergessen möchte, wenn das Handy mitten in der Nacht piept und man nicht anders kann, als zurückzuschreiben.

Welche Seite von dir bekommen die Zuschauer*innen auf Tour zu sehen? Wirst du mit einer Band unterwegs sein?

Ich habe ein Bühnenbild, wo wir zu zweit viele Instrumente spielen. So ist es einerseits einfach und andererseits gibt es viele Rollen. Ich spiele mit Martin Krümmling und er spielt Synth, Moog-Bass, Schlagzeug, E-Drums und vieles mehr.

Wie beeinflusst Berlin deinen Sound?

Berlin ist in gewisser Weise ein Geisteszustand für mich. Es ist sowohl ein Refugium als auch ein Ort, um Musik zu schreiben. Ich habe oft die Orte, die mir viel bedeutet haben, in meine Lieder gemischt. Paris ist zum Beispiel Schauplatz des Volksliedes „When We Collided“. Hier sind einige Szenen des „Dreams Don’t Make Noise“-Albums, die in Berlin spielen. Zum Beispiel „Ocean“, wo ich über Berlins Betonmeer singe und über die Risse im Asphalt.

Auch das Cover deines neuen Albums hat einen klaren Berlin-Bezug, die BVG-Sitze erkennt man sofort. War das Absicht?

Wenn man sich das Foto genau ansieht, kann man in meiner linken Hand die Oberseite meines Handys sehen. In dem Moment, in dem das Bild gemacht wird, läuft das Lied „Dreams Don’t Make Noise“ dadrauf und ich singe dazu. Das Bild entstand, während wir das Video zu „Dreams Don’t Make Noise“ drehten. Wir sind durch Berlin gefahren und haben zufällige Orte gefunden und gefilmt, wo immer wir wollten.
Aber ich wusste nicht, dass der dänische Fotograf Søren Lynggaard das Bild gemacht hat. Es wurde mit einer alten analogen Leica-Kamera aufgenommen, sodass ich das Foto erst viel später nach der Entwicklung gesehen habe. Was mich an dem Bild interessiert, sind die Farben. Vielleicht fällt es vielen Berlinern auf, wo es ist. Aber die Leute außerhalb Deutschlands sehen das nicht. Es könnte also eine kleine Botschaft zurück nach Berlin sein. Ich bin hier und ich gehöre hierher.

„Dreams Don’t Make Noise“ ist dein erstes Album seit über 8 Jahren, danach hast du dich eher EPs beschränkt. Wieso?

Ein Jahr später, nachdem „When We Collided“ 2017 herauskam, hatte ich einige Songs fertig. Ich nahm sie mit nach Schweden und arbeitete mit ihnen und war 2020 mit einer EP fertig. Aber viele Dinge verhinderten, dass es Sinn machte, sie zu veröffentlichen. Unter anderem verdienen wir als Musiker heute nur noch mit Live-Konzerten. Nicht mit verkaufter Musik. Das bedeutet auch, dass ich meine Veröffentlichung mit einer Tour verbinden muss, um die Kosten für meine Musik bezahlen zu können. Es kommt jetzt und ich freue mich riesig darauf, Konzerte in ganz Deutschland zu spielen.

Du hast uns 2018 im Interview schon erzählt, dass deine Songs zunehmend mit Synths entstehen. Ist das immer noch so oder schreibst du auch die Elektro-Sachen zunächst mit Gitarre oder am Klavier?

Grundsätzlich habe ich eine Regel für meine Musik. Ich muss selbst denken, dass es gut ist, und es geht um das Gefühl, dass die Musik etwas hat, das mich zufrieden stellt und hoffentlich andere zum Zuhören bringen kann. Am Ende geht es also nicht so sehr darum, auf welchen Instrumenten ich anfange, meine Musik zu schreiben. Manchmal fange ich mit einem Synthesizer an. Aber zum Beispiel der Song „Colors“ wurde auf einer Flohmarktgitarre geschrieben und ist jetzt ein ziemlich heftiger Synthie-Song.

Wie geht es nach der Tour bei dir weiter?

Anfang des Jahres nach meiner Tournee, die Ende Dezember in Süddeutschland endet, habe ich mir vorgenommen, nichts zu tun. Aber schon ab Februar werde ich in Stockholm sein und neue Songs schreiben.

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