Ausverkauft ist sie an diesem Abend, die Kölner Live Music Hall. Dabei sollte das Konzert der Plain White T’s ursprünglich sogar im deutlich kleineren Prime Club stattfinden, was sich aufgrund der großen Nachfrage aber schnell erledigt hatte.
Also quetschen sich viele interessierte Zuhörer, vorwiegend junge Mädchen, nun in die deutlich größere LMH. Über allem schwebt eine Frage: Sind die meisten nur wegen diesem einen Song hier? Schließlich dudelt „Hey There Delilah“ nun schon seit Monaten erfolgreich durch sämtliche Radiosender der Republik. Geht man an diesem Abend also zum Konzert, um die Plain White T’s zu sehen? Oder geht man einfach nur zu der Band, die „Hey There Delilah“ singt?
Mit welcher Intention sie auch immer gekommen sein mögen, zuerst bekommen die Konzertbesucher zwei weitere amerikanische Rockbands auf die Ohren: The Fold und The Spill Canvas dürfen sich im Vorprogramm austoben und machen ihre Sache gut.
Um viertel nach zehn betreten dann die Plain White T’s die Bühne. „Hate is a strong word, but I really really really don’t like you“ – eine nettere Begrüßung hätte es dann schon sein dürfen. Zumindest in den vorderen Reihen wird kräftig mitgesungen und gejubelt. Sänger Tom, der seine Lederjacke vermutlich in der Kinderabteilung erstanden hat, muss sogar Liebesbekundungen aus dem Publikum über sich ergehen lassen.
Trotz textlicher Schlichtheiten („You and me, we like the same kind of music, that’s why we make a good you and me…“) ist die Stimmung in der Halle gut. Das liegt nicht zuletzt an den eingängigen Melodien und den krachenden Gitarren. „Write you a song“ trägt Tom mit Akustikgitarre vor und Delilah-Interessenten dürften in diesem Moment erstmals erkennen, dass sie bei der richtigen Band gelandet sind. Bereits nach einer knappen Stunde verlassen die Plain White T’s die Bühne. Nach tosendem Applaus kommt das, was kommen muss: „Hey There Delilah“! Zaghaft instrumentiert und sehr gefühlvoll tragen die fünf Jungs aus Chicago ihren großen Hit vor – und genau das sind sie den meisten Besuchern auch schuldig.
Als der Song vorbei ist, rollt bereits die erste Zuschauerwelle befriedigt nach draußen. Dass die Plain White T’s noch eine weitere Zugabe spielen, interessiert sie gar nicht mehr. Auch nicht, dass sie danach endgültig von der Bühne verschwinden. Knappe 70 Minuten Konzert von einer Band, die bereits mehrere Alben veröffentlicht hat – eigentlich sehr dürftig. Länger als eine Stunde hätten viele wohl aber auch nicht auf „Hey There Delilah“ warten können. Schade drum.
(Im Original erschienen bei triggerfish.de am 20. Februar 2008.)