Remo Forrer wird beim Eurovision Song Contest 2023 mit „Watergun“ für die Schweiz antreten. Wir haben uns vorab mit ihm unterhalten.
Im Zoom-Interview mit bleistiftrocker.de spricht Remo Forrer unter anderem über die Bedeutung von „Watergun“, Tipps von Marius Bear und einen Auftritt in ungewöhnlichem Look im deutschen Fernsehen.
bleistiftrocker.de: Worum geht es in deinem Song „Watergun“?
Remo Forrer: Mein Song erzählt eine Geschichte von jemandem, der sagt, dass er mit seinen Freunden mit Wasserpistolen gespielt hat, als er klein war. Was wahrscheinlich jeder von uns gemacht hat. Und jetzt ist er in dieser Situation, dass Krieg herrscht und dass er für sein Leben und für seine Familie kämpfen muss. Das ist ein sehr emotionales Thema. Ich habe den Song im September letzten Jahres das erste Mal gehört und habe mich damit sehr verbunden gefühlt.
Wie kam der Song denn zu dir?
Ich war mit dem Schweizer Sender SRF in Kontakt wegen des ESC und konnte mit Produzenten sprechen, die für den ESC oft schreiben und produzieren. Ich hatte dann die Chance, in diesen Song reinzuhören und er hat mich vom ersten Augenblick sehr berührt. Er wurde schon vor zwei Jahren geschrieben, im Rahmen eines Songwriting-Camps für den Eurovision Song Contest.
Und wie kam der Kontakt zum SRF zustande?
In der Schweiz gibt es ja kein öffentliches Auswahlverfahren, sondern das läuft alles intern. Man kann während einer Woche Songs einreichen und das habe ich gemacht. Und dann sind wir in der Zusammenarbeit auf diesen anderen Song gekommen. Da war für mich klar, dass ich unbedingt den singen möchte.
War es das erste Mal, dass du dich für die ESC-Teilnahme beworben hast?
Ja. Ich habe den ESC schon oft verfolgt, ich war vor dem Fernsehen eigentlich immer dabei. Und letztes Jahr ist ja Marius Bear für die Schweiz angetreten, der wohnt nur zehn Minuten von mir weg, also wir kennen uns. Das war das erste Mal, dass ich den ESC sehr intensiv verfolgt und mitgefiebert habe. Da habe ich gedacht: Es wäre eigentlich schon krass, mal auf dieser großen Bühne stehen zu dürfen und mein Land vertreten zu können. Und dann habe ich einfach mal ein paar unveröffentlichte Songs eingesandt und bin sehr glücklich, dass es geklappt hat.
Hast du dich mit Marius Bear schon über den ESC ausgetauscht?
Ich habe ihn mal gefragt, wie er es empfunden hat und ob er Tipps geben kann. Und ob er es überhaupt empfehlen kann oder ob er jetzt sagt: Nee, mach es nicht, es ist nicht cool. Aber das war überhaupt nicht so. Er hat gesagt: Auf jeden Fall, wenn du die Chance hast, dann go for it. Und ich habe auch jetzt noch ein paar Tipps von ihm bekommen und werde mich bestimmt noch mal mit ihm auf einen Kaffee treffen, um noch ein paar Tipps abzuholen, bevor es dann wirklich nach Liverpool geht.
Was war der wertvollste Tipp, den du von ihm schon bekommen hast?
Dass ich alles ruhig angehen soll. Er hat mich so ein bisschen darauf vorbereitet, was alles auf mich zukommt, wenn bekannt wird, dass ich mein Land vertreten werde. Dann kommen sehr viele Leute auf dich zu und du hast von heute auf morgen eine riesige Aufmerksamkeit. Das ist schon eine neue Situation, mit der man erst mal umgehen muss.
Zuerst wurde ja deine Teilnahme bekanntgegeben, einige Wochen später wurde der Song veröffentlicht. Was ist da auf dich eingeprasselt?
Ich war ja vor drei Jahren in der Schweiz bei „The Voice“, was ich gewonnen habe. Von daher hatte ich einen kleinen Vorgeschmack auf große Aufmerksamkeit. Aber das war schon noch mal ein anderes Level. Bei „The Voice“ hatte ich das Publikum aus der Schweiz und vielleicht noch ein bisschen aus Deutschland, die es gesehen hatten. Ich habe sehr viele Nachrichten bekommen von Leuten, die meine Songs gehört hatten, die ich schon releast hatte, das war ein sehr schönes Gefühl. Mein Postfach auf Instagram ist heute noch mit vielen tollen Nachrichten voll.
Glaubst du, dass dir deine Erfahrung von „The Voice“ auch beim ESC helfen wird?
Es war eine coole Erfahrung, mal mit den ganzen Kameras zu arbeiten und mit der Presse. Das ist besser, als wenn ich es noch nie gemacht hätte. Es ist schon sehr viel, was auf einen zukommt. Es ist viel Arbeit, es ist tolle Arbeit. Es ist definitiv nicht zu unterschätzen. Es ist auf einmal sehr viel Medieninteresse. Das war bestimmt eine gute Vorbereitung für den ESC.
Für Marius Bear war es im letzten Jahr eine Achterbahnfahrt, die auf Platz 17 endete. Davor hatte die Schweiz sogar zwei Top-4-Platzierungen. Spürst du Druck?
Vor allem auch für mich selbst. Ich mache mir schon auch ein bisschen Druck, dass ich an den Erfolgen der letzten Jahre anknüpfen möchte. Aber es ist mein Ziel, dass ich es auch genießen kann, dass es nicht nur dieser krasse Druck ist. Denn es ist bestimmt eine Erfahrung, die ich nicht so schnell wieder so machen werde. Mein größtes Ziel ist es bestimmt, erst einmal das Halbfinale überstehen zu können und ins Finale zu kommen. Dann wäre es auf jeden Fall schon das große Ziel, auch vorne mithalten zu können. Aber das wird sich dann zeigen, wie die anderen Länder meinen Auftritt und meinen Song bewerten werden. Es ist bestimmt Druck da, aber bis jetzt bin ich noch nicht so nervös.
Wie weit bist du denn in der Planung deiner Bühnenshow für Liverpool?
Noch nicht sehr weit. Ich hatte ein Probe-Weekend mit Sacha Jean Baptiste, die das Staging für meinen Auftritt macht, was sehr wertvoll ist. Wir sind mit Hochdruck dran, eine sehr coole Show vorzubereiten. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich selbst noch nicht weiß, wie es genau aussehen wird. Mein Ziel ist es, dass ich nicht alleine auf der Bühne stehe. Und es wäre cool, weil der Song ja sehr emotional ist, irgendwie diese Gefühle in Bewegungen umzusetzen. Aber wie genau, das wird sich in den nächsten Wochen bestimmt zeigen.
Um noch mal auf deinen Werdegang zu kommen: Wann hast du mit der Musik angefangen?
Ich hatte eine sehr musikalische Kindheit, meine Familie macht Schweizer Volksmusik – mit Akkordeon und Kontrabass, wie man es so kennt. Das habe ich auch gemacht. Meine Mutter hatte außerdem noch ein Keyboard zuhause und irgendwann habe ich angefangen, darauf rumzuspielen und fand es einfach cooler. Und auch die Musik, die ich im Radio gehört habe, war eher englischer und deutscher Pop. Ich habe irgendwann mal angefangen, beiläufig dazu zu singen und gemerkt, dass es Spaß macht. Dann habe ich mit 13 mit Gesangsunterricht angefangen. Irgendwann hatte ich meinen ersten Auftritt und habe mich so ein bisschen weiterentwickelt. Und dann kam die Teilnahme bei „The Voice“.
Nach deinem Sieg bei „The Voice“ in der Schweiz warst du auch noch in einer deutschen Produktion zu sehen, nämlich bei „Zeig uns deine Stimme“. Wie kam es dazu?
Da wurde ich angefragt von jemandem, der dafür Talente gesucht hat. Denn die Show ist ja so aufgebaut, dass die Promis herausfinden müssen, ob die Person, die da auf der Bühne steht, wirklich singen kann. Sie hatten ein bisschen Angst, dass mich schon jemand aus der Jury kennen könnte, darum haben sie mich ein bisschen umgestylt, mit Brille im Harry-Potter-Look. Dann konnte ich da mitmachen, was auf jeden Fall eine coole Erfahrung war.
Du bist in der Show als Immobilienmakler vorgestellt worden. Bist du das wirklich?
Ja. Ich habe zunächst eine Ausbildung in einem Sportgeschäft gemacht. Ich habe mich schon immer sehr für die Architektur und Immobilien interessiert und mitten in der Corona-Zeit eine Weiterbildung gemacht. Eigentlich hatte ich meinen Job gekündigt und wollte voll auf Musik setzen und damit durchstarten, als die Pandemie kam. Dann wollte ich etwas neues machen und habe eine Weiterbildung zum Immobilienmakler gemacht und anderthalb Jahre in diesem Job gearbeitet. Das war sehr cool, aber jetzt ist mein Alltag erstmal mit Musik vollgepackt, was ich natürlich sehr schätze und was definitiv meine Priorität Nummer eins ist.
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Foto: SRF / Lukas Mäder