ALBUM-REVIEW: Minor Majority – Candy Store

Minor Majority sind in ihrer Heimat Norwegen gefeierte Stars, vor einem Jahr gewannen sie sogar den Spellemannpreis, eine Art norwegischer Grammy. In Deutschland tourt der melancholische Fünfer bisher nur durch die kleineren Clubs. Das neuste Doppelalbum „Candy Store“ ist also nicht nur ein Best of, sondern auch ein Überblick darüber, was die meisten deutschen Zuhörer bisher verpasst haben.

Minor Majority - Candy StoreCD1 fasst dabei die vier Studioalben zusammen und CD2 bietet B-Seiten sowie ältere und drei ganz neue Songs der Norweger.

Gleich zu Beginn des Albums werden die fünf Musiker von Sängerin Karen Jo Fields unterstützt. Ihre Stimme ergänzt sich auf Songs wie „Dancing in the backyard“ perfekt mit der von Sänger und Songschreiber Pål Angelskår. Highlight der Duetts ist dabei zweifelsfrei das gänsehautfördernde „What I deserve“.

Aber auch ohne weibliche Unterstützung überzeugt Pål Angelskår Stimme, die sich mithilfe von eingängigen Melodien angenehm positiv von den schwermütigen Kollegen aus dem hohen Norden abhebt. „Things I don’t even tell my friends“ besingen Minor Majority im Hit „Supergirl“ und es bleibt einem nichts anderes übrig, als den fünf Jungs aus Oslo gebannt dabei zuzuhören.

Die zweite CD ist weniger hitverdächtig, gibt dafür aber Einblicke in die Bandgeschichte. Die Songs „Don’t say you love me“ und „Keep coming around“ sind komplett neu arrangiert, drei Lieder sind erst während des letzten Jahres entstanden und der Rest ist eine Reise in die Vergangenheit. Es finden sich B-Seiten wie „Henry’s fuck up“ und Songs aus der Zeit, als Keyboarder und Sänger noch mit einer Band namens „Reverend Lovejoy“ vergeblich Gehör suchten. „Now you play that song again“, einer der neuen Songs, ist musikalisch unscheinbar, gibt aber in den Lyrics die perfekte Anleitung zum Hören der CD: „You’re alone my friend, and now you play that song again, while the world around you waits” Denn während Minor Majority das Alleinesein schwermütig zelebrieren, muss die Welt draußen bleiben.

Abgerundet wird das Werk von einem prallgefüllten Booklet, in dem sich alle Bandmitglieder zu den bisherigen Alben äußern.

Bei allem Lob: Wer die fünf Norweger bereits live erleben durfte, wird auf „Candy Store“ mit Sicherheit etwas vermissen. Wo ist „Goodbye again“, die Live-Hymne schlechthin? Und wo ist „No particular girl“, der Song, für den Minor Majority Neil Young einen Gitarrenriff klauten, um ihn in ein wunderschönes neues Gewand zu packen? Aber auch das kann man ja positiv sehen: Für alle, denen es im „Candy Store“ gefällt, gibt es mit Sicherheit noch mehr zu entdecken als diese 27 bittersüßen Songs.

Trackliste:
CD1:

01. Electrolove
02. Dancing In The Backyard
03. This Time
04. (In That) Premature Way
05. As Good As It Gets
06. What I Deserve
07. She Gave Me Away
08. Come Back To Me
09. If I Told You, You Were Beautiful
10. The Dark Half
11. Let The Night Begin
12. Supergirl
13. Wish You’d Hold That Smile
14. Alison
15. Smile At Everyone
16. (Think I’m) Up For You & I

CD2:
01. Live Your Life As You Look
02. Keep Coming Around
03. Silently Aware
04. The Things You Say
05. Somebody Else’s Baby
06. Now You Play That Song Again
07. I’m OK
08. Candy Store
09. Her Kind Of Guy
10. Don’t Say You Love Me
11. Henry’s Fuck Up

Label: Strange Ways
VÖ: 16.11.2007
Format: Doppel-CD
Bewertung: 5/6
www.minormajority.no

(Im Original erschienen bei triggerfish.de am 30. Januar 2008.)