INTERVIEW: Netta

Netta hat in diesem Jahr gleich zwei EPs veröffentlicht, zuletzt „The Best Of Netta’s Office, Vol. 1“ mit zahlreichen Coverversionen. Wir haben uns mit ihr unterhalten.

Netta

Im Mail-Interview mit bleistiftrocker.de spricht die ESC-Siegerin von 2018 unter anderem über ihr Projekt „Netta’s Office“, ihren Auftritt bei „Europe Shine A Light“ und die Bedeutung der Loop-Station für ihre Musik.

bleistiftrocker.de: Wie kamst du auf die Idee, das Projekt „Netta’s Office“ zu starten?

Netta: Im Laufe des Jahres wollte ich eine direkte Verbindung zu meinen Fans und habe gemerkt, dass ich viel zu geben hatte. Ich wollte, dass sie für mich eine Quelle der Inspiration sind für dieses Projekt. So war „Netta’s Office“ geboren. Jede Episode ist eine Möglichkeit zum Experimentieren und dazu, Spaß am Improvisieren zu haben – und trashige Neunziger-Songs mit meinem Looper zu covern. Es ist eine Leinwand, die sich nicht an die „Regeln“ der Musikindustrie halten muss und ich kann mein wahrstes Ich sein, wenn ich die Songs mache. Es ist meine eigene seltsame Musical-Version eines Podcasts.

Die EP heißt „The Best Of Netta’s Office, Vol.1 „. Kommt da noch mehr?

Ich verspreche nicht gerne etwas. 😉

Wie hast du entschieden, welche Songs du covern und aufnehmen möchtest?

Mein musikalischer Direktor Avshalom und ich sitzen normalerweise zusammen und brainstormen, bis wir den perfekten Song zum Covern gefunden haben. Normalerweise ist es etwas aus einer spezifischen Zeit in meiner Kindheit, zumeist europäische Trash-Pop-Hits, und einige Vorschläge kamen sogar von Fans. Beispielsweise „Low“ war ein spezieller Moment in der sechsten Klasse: Als ein Junge das pummelige kleine Mädchen, das ich war, zum Tanz mit ihm aufforderte.

Deine Musik und deine öffentliche Persönlichkeit sind sehr bunt und laut. Wie ist die private Netta?

Ich bin die Freundin, die Kuchen zu Geburtstagen backt, die ihre Freunde anruft, um einen Film zu schauen und dann einschläft, sobald er angefangen hat. Die, die nie auf Nachrichten antwortet, aber immer ans Telefon geht. Die, die jeden fotografiert, aber nie Selfies macht.

Der „Netta-Sound“ ist sehr einzigartig. Woher kommt deine Inspiration? Welche anderen Künstler magst du?

Während meiner Kindheit war ich sehr beeinflusst von Otis Redding und Aretha Franklin. Als ich älter geworden bin, wurde es poppiger mit Die Antwoord und Little Big, dazu eher EDM-Einflüsse wie Skrillex und Major Lazer. Normalerweise inspirieren mich Gedanken und Sätze von sechsjährigen Kindern.

Wann und warum hast du beschlossen, Musik mit einer Loop-Station zu spielen?

Ich erinnere mich daran, wie ich Kimbra auf Youtube sah. Das war eine ziemliche Offenbarung für mich. Ich wusste in diesem Moment, dass ich damit tolle Sachen machen würde. Ich hatte nie die Geduld, ein Instrument zu lernen, aber ich wusste bereits in meinem Kopf, wie meine Musik klingen sollte. Ich setzte mich mit einer 100 Seiten langen Anleitung für sechs Monate hin, studierte einen Knopf nach dem anderen und habe die Maschine langsam aber sicher beherrscht. Sie gab mir so viel Freiheit und Unabhängigkeit, meine musikalischen Ideen der Welt gegenüber auszudrücken.

Woran erinnerst du dich, wenn du an die drei Minuten zurückdenkst, in denen du im Finale des Eurovision Song Contest 2018 auf der Bühne standest?

Nicht hinfallen. Nicht hinfallen. Nicht hinfallen. Nicht hinfallen.

Wie war es für dich, in diesem Jahr Teil der ESC-Ersatzshow „Europe Shine A Light“ zu sein und dabei eine spezielle Version von „Cuckoo“ zu spielen?

In der Minute, in der ich off-air gegangen bin und der Song ausgestrahlt war, habe ich angefangen zu weinen. Der Song hatte auf einmal eine andere Bedeutung: „I’m like a bird in a cage and I’m going cuckoo.“ Es fühlte sich an, als wären wir alle in unseren Häusern eingesperrt und als würde uns der menschliche Kontakt verwehrt, den wir so dringend brauchen, den ich so dringend brauche.

Wie hast du das spezielle Jahr 2020 verbracht?

Ich habe alle Sommersprossen meines Freundes gezählt, habe mit Meditation begonnen, TikTok für mich entdeckt und ganz viel neue Musik gemacht, die bisher noch nicht veröffentlicht ist.

Du hast in diesem Jahr gleich zwei EPs veröffentlicht. Wie geht es bei dir weiter – gibt es Pläne für ein Album?

Ich hatte Pläne und dann hat mir das Coronavirus ins Gesicht gelacht, ich möchte also nichts jinxen. Ihr werden alle bald sehen, wie hart ich in letzter Zeit gearbeitet habe.

 

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Foto: Maxim Dinshtein

 

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