INTERVIEW: Rebecca Lou

Rebecca Lou hat gerade mit ihrem Debüt-Album „Bleed“ auf sich aufmerksam gemacht. Wir haben beim Reeperbahn Festival 2019 mit der Sängerin und ihrer Band gesprochen.

Rebecca Lou

Rebecca Lou und Bassist Paw Skovbye sprechen im Interview mit bleistiftrocker.de über ihr neues Album, ihre Zusammenarbeit und ihre Sonnenbrillen-Sammlungen.

bleistiftrocker.de: Seid ihr zum ersten Mal in Hamburg?

Rebecca: Wir haben hier schon mal gespielt, zuletzt im Mai im Molotow. Ich liebe Hamburg, ein sehr schöner Ort.

Du hast gerade dein Debüt-Album veröffentlicht …

Rebecca: … ja, vor drei Wochen. Wir sind sehr aufgeregt und gehen jetzt damit auf Tour.

Was kannst du über das Album erzählen? Wir haben in unserer Review geschrieben, dass es sehr viel Energie versprüht …

Rebecca: … ich finde es auch sehr energiegeladen und sehr persönlich. Es ist ein bisschen düsterer als unsere vorherigen Sachen.

Paw: Das ist es. Auf der ersten EP war es eher noch Happy-Go-Lucky-Punkrock, der in kleineren Portionen auch auf dem neuen Album vorhanden ist. Aber es ist dunkler geworden.

Rebecca: Und vielleicht ein bisschen rauer und poppiger. Wir sind sehr stolz darauf, wir haben hart daran gearbeitet.

Wie schreibt ihr denn die Songs?

Rebecca: Manchmal kommt jemand mit einer Idee, manchmal sind wir in unserem Proberaum und machen einige Sketche, die dann vielleicht Songs werden.

Paw: Es ist immer ein Mix aus uns als Band. Es fängt aber immer damit an, dass einer von uns mit eine Idee von daheim in den Proberaum mitbringt. Das kann ein Riff sein, eine Melodie oder ein Textfetzen. Und dann versuchen wir, damit zu arbeiten.

Das klingt sehr demokratisch.

Rebecca: Das ist es. Es gibt keine Egos, die im Weg stehen. Das mag ich an unserer Band.

Paw: Es ist einfach ein natürlicher Prozess. Und es geht einfach um die Musik.

Fällt es euch denn manchmal schwer, euch auf Dinge zu einigen?

Rebecca: Wir sind uns relativ einig, in welche Richtung unser Sound gehen soll und wie der Vibe ist.

Paw: Das denke ich auch. Wir hatten noch keinen richtigen Band-Kampf.

Rebecca: Bisher sind noch keine Türen zugeflogen. Vielleicht ja beim nächsten Album.

Wie lange arbeitet ihr schon zusammen?

Rebecca: Wir arbeiten jetzt seit drei Jahren zusammen.

Was kommt denn bei euren Shows besonders zur Geltung – die poppige oder die dunkle Seite?

Rebecca: Definitiv die poppigen Sachen, die aggressiver sind, mit der wütenden Energie. Aber in einer positiven Art. Wir spielen vielleicht keine Punk-Musik, aber live haben wir schon eine Punk-Ästhetik. Das spricht uns auch an. Lass einfach deine Gedanken hinter dir, sei präsent in der Musik und verbinde dich mit dem Publikum. Wir lieben es, live zu spielen. Das ist unser Ding.

Ihr wart im Mai schon auf einer kleinen Deutschland-Tour. Wie war das?

Paw: Es war cool. Und nervenaufreibend, weil es unsere erste Tour seit langer Zeit war. Zweieinhalb sehr intensive Wochen mit nur einem freien Tag. Da lernt man sich sehr gut kennen, wenn man die ganze Zeit gemeinsam im Van sitzt. Man teilt sich Hotelzimmer und Betten.

Rebecca: Da bleiben nicht viele Filter und nicht viel Privatsphäre übrig. Aber das ist eine gute Sache. Wir sind gute Freunde und schreiben ja auch Musik zusammen, das ist wie ein safe space. Wir unterstützen uns immer, auch an schlechten Tagen. Vielleicht sollten wir doch mehr kämpfen oder mal ein Fight-Album aufnehmen.

Paw: Das wäre aber wahrscheinlich ein Fake-Fight.

Rebecca, du hast vor der Reise nach Hamburg eine Insta-Story gepostet, in der du vier Sonnenbrillen eingepackt hast …

Paw: … das waren sicher noch mehr. Wie viele sind es wirklich?

Rebecca: Ich habe etwa zwanzig, habe aber nur fünf mitgenommen.

Paw: Nur?

Du sammelst also Sonnenbrillen?

Rebecca: Ja. Ich bin eine Boots-, Sonnenbrillen- und Jacken-Person. Ich denke man kann immer das gleiche Outfit tragen, so lange man die Schuhe, die Jacke und die Sonnenbrille austauscht.

In Hamburg wirst du aber selten eine Sonnenbrille brauchen.

Paw: Man braucht immer Sonnenbrillen.

Du hast gerade aber keine dabei?

Paw: Ich verliere meine immer. Deshalb habe ich eine von Rebecca bekommen. Ich muss mir immer wieder welche von ihr leihen.

Rebecca: Unser Drummer spielt sogar mit Sonnenbrille, wenn wir proben. Er ist der größte Star von uns allen.

Was passiert bei euch als Nächstes? Schreibt ihr schon an neuer Musik?

Paw: Damit haben wir vor zwei Wochen angefangen.

Rebecca: Eine Woche nach der Albumveröffentlichung sind wir in den Proberaum gegangen und haben neue Songs geschrieben.

Paw: Zehn oder elf Sketche für neue Songs haben wir schon.

Rebecca: Und im November sind wir in Großbritannien und versuchen, uns dort ein Publikum zu erspielen.

Paw: Wir träumen davon, Anfang 2020 unser neues Album aufzunehmen.

Rebecca: Wir sind große Träumer, also versuchen wir es einfach.

Wie muss man sich das vorstellen, wenn ihr eine Woche nach der Album-VÖ an neuen Songs schreibt? Klingen die dann komplett anders als das, was ihr vorher gemacht habt, weil ihr davon erst mal genug habt?

Rebecca: Im Moment ist es sehr unterschiedlich. Wir versuchen herauszufinden, wie die Energie gerade ist.

Paw: Einige Songs auf dem Debüt-Album wie beispielsweise „No Surrender“ sind schon sehr alt und begleiten uns seit unseren Anfängen. Den haben wir tatsächlich schon bei unserer allerersten gemeinsamen Probe gespielt, das ist jetzt drei Jahre her. Und einige Sachen auf dem Album sind womöglich noch älter, weil Rebecca sie geschrieben hat, bevor wir in die Band kamen.

Hier in der Bar läuft gerade eure Musik. Wie ist es für euch, das zu hören?

Rebecca: Es ist cool und zugleich ein bisschen beschämend.

Paw: Das Album ist ja noch recht neu, ich bin also noch nicht wirklich müde es zu hören. Es fühlt sich gerade also wirklich gut an.

Rebecca: Frag uns in sechs Monaten noch mal!

Paw: Ich erinnere mich an unsere Release-Party vor einigen Wochen mit unseren Freunden, da hat jemand das Album drei Mal nacheinander laufen lassen. Das hat sich ein bisschen komisch angefühlt. Aber je mehr Alkohol du hast, desto besser wird das Album, auch für uns.

 

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Foto: Daniel Buchwald

 

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