Kraftklub – Kargo (Review)

Das Kapitel Kummer ist zu Ende, jetzt gilt der Fokus wieder Kraftklub. Und das neue Album „Kargo“ weiß durchaus zu überzeugen.

Kraftklub

Erst vor wenigen Tagen hat Sänger Felix Kummer seinen Solo-Ausflug mit einem letzten Konzert beendet. Das erste Kraftklub-Album seit über fünf Jahren stand derweil längst in den Startlöchern.

Denn die ersten fünf der insgesamt elf Songs von „Kargo“ sind bereits vorab als Singles erschienen – wer auf die noch unveröffentlichten Tracks aus ist, kann als getrost in der Mitte beginnen. Aber natürlich ist ein Album auch in der heutigen Zeit noch ein Gesamtwerk.

„Viele sind besser und proben mehr“

„Teil dieser Band“ beschreibt den Weg von unten nach oben, den Kraftklub gegangen sind. Klar, dass das Quintett bei Sätzen wie „viele sind besser und proben mehr“ auch ein bisschen Understatement betreibt und neben der Demut auch noch Platz für ordentlich Hass auf Agentur-Jobs ist. Das „Kleinstadt vs. Großstadt“-Narrativ von „Wittenberg ist nicht Paris“ ist nicht neu, der Auf-die-12-Sound von „Ein Song reicht“ auch nicht.

Ein echter Coup war schon vorab die Zusammenarbeit mit Tokio Hotel, die man so nicht unbedingt erwartet hätte, die aber den hörenswerten Track „Fahr mit mir (4×4)“ hervorgebracht hat – ein fiktiver Roadtrip weg von der deutschen Spießigkeit. Die wird dann als „Alman-Angst“ später noch mal deutlicher aufgegriffen und in ihren gruseligen Ausprägungen benannt.

An ihrer Herangehensweise haben Kraftklub nichts geändert: Felix rappt, Karl singt, die Band treibt alles voran. Das geht von einfachen Songs über das Verliebtsein wie in der neuesten Single „Blaues Licht“ bis hin zu „Vierter September“, bei dem Felix durchaus selbstkritisch darüber sinniert, was vom „Wir sind mehr“-Konzert aus dem Jahr 2018 wirklich geblieben ist.

Bezug auf das gelöschte „Dein Lied“

Ein spannendes Detail findet sich in „Der Zeit bist du egal“, in dem es darum geht, Dinge zu bereuen und anders machen zu wollen. Für Kraftklub sind das „Texte wie ‚Dein Lied‘ und all die anderen schlechten Zeilen“, was dann auch erklären dürfte, warum besagter Song inzwischen von allen gängigen Plattformen genommen wurde.

Sehr schön reihen sich noch zwei Features mit weiblichen Acts ein: Kraftklub haben sich Unterstützung von Mia Morgan („Kein Gott, kein Staat, nur du“) und mit Blond („So schön“) auch aus der eigenen Kummer-Familie geholt. Das tut „Kargo“ sehr gut, das aber auch sonst ein mehr als solides Kraftklub-Comeback unterstreicht.

 

Albuminfos Kraftklub – Kargo

Kraftklub - KargoKünstler: Kraftklub
Albumname: Kargo
VÖ: 23.09.2022
Label: Vertigo
kraftklub.to

 

Fotos: Philipp Gladsome und Promo

 

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