Sebastian Madsen – Ein bisschen Seele (Review)

Sebastian Madsen goes Solo-Album. Und er macht tatsächlich vieles anders als mit seiner angestammten Band.

Sebastian Madsen

Während Madsen nun schon lange für druckvolle deutsche Rockmusik stehen und das zuletzt bei „Na gut dann nicht“ noch mit einer Portion Punk garniert haben, ging ihr Sänger den Ausflug ohne seine Band ganz anders an. „Ein bisschen Seele“ ist eine soulige Mischung, die nicht mit Bläsern, Streichern und Kopfstimme geizt.

Braucht die Welt wirklich mehr Trompeten?

„Die Welt braucht mehr Trompeten!“, stellt Sebastian Madsen gleich im Opener, der der Namen des Albums trägt, fest. Diese Aussage kann man getrost bezweifeln, aber man ahnt schon, worauf man sich bei diesem Longplayer einlässt. Bei „Ich löse mich auf“ übernehmen dann Streicher das Ruder und machen alles auf eine gewisse Art pompös. Der Song geht fast in Schlager-Richtung und hat mit Eva Briegel von Juli noch einen namhaften Gast.

Die Single „Sei nur du selbst“, bei der Drangsal beteiligt ist, versucht sich an der ironischen Brechung von Selbstoptimierung, was aber nur mittelgut gelingt. Bei „Immer nur am Handy“, ebenfalls schon vorab als Single veröffentlicht, wandelt Sebastian Madsen auf dem schmalen Grat zwischen Digital-Detox-Empfehlung und Mecker-Rentner. Das übrigens mit ungewohntem Kopfgesang. Es ist eigentlich zu billig, da „Bee Gees“ als Vergleich auf den Notizzettel zu kritzeln, aber der 41-Jährige hat verlauten lassen, dass die Band tatsächlich eine Inspiration war.

„Ich hatte eine gute Zeit“

Textlich hat das Album auch deshalb Schwachstellen, weil zu vergleichsweise opulenter Musik dann nur schlappe Zeilen wie „Ich bin nicht allein, die Einsamkeit hält zu mir“ oder „In meiner Brust fühlt es sich an wie Kissenschlacht“ herumkommen. Letztere stammt aus „Baby, ich liebe dich“, das völlig verkitscht daherkommt und das Album vor seinen okayen letzten Tracks noch mal runterzieht.

Sympathisch ist zumindest, dass Sebastian Madsen alles entspannt sieht. „Ich habe es wirklich genossen, den Sachen, die ich privat schon sehr lange höre, mal etwas mehr Raum geben zu können und die Platte ist wirklich genauso geworden ist, wie ich es mir gewünscht oder vorgestellt hatte. Wenn ich am Ende so viel verkaufe, dass ich die Kosten wieder reinhole, wäre das nett“, sagt er über „Ein bisschen Seele“. „Aber wenn nicht, ist das auch nicht schlimm. Ich hatte eine gute Zeit und habe die Platte gemacht, die ich schon immer für mich machen wollte.“

 

Albuminfos Sebastian Madsen – Ein bisschen Seele

Sebastian Madsen - Ein bisschen SeeleKünstler: Sebastian Madsen
Albumname: Ein bisschen Seele
VÖ: 30.09.2022
Label: Isbessa
facebook.com/thebastianmadsen

 

Fotos: Joris Felix und Promo

 

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