Wir liefern Eindrücke vom dritten Tag der Proben zum Eurovision Song Contest 2021 in Rotterdam. Mit dabei: Senhit (San Marino), Uku Suviste (Estland), Benny Cristo (Tschechien), Stefania (Griechenland), Vincent Bueno (Österreich), Rafal (Polen), Natalia Gordienko (Moldau), Dadi Freyr (Island) und Hurricane (Serbien).
Erste Probe von Senhit aus San Marino mit „Adrenalina“
Schon bei der ersten Probe morgens um 10 Uhr lag Spannung in der Luft: Sängerin Senhit wird hoch gehandelt. Sie startete mit einer seltsamen, religiöse anmutenden, riesigen Krone, bevor es auf eine drehbare Plattform ging, die der aus ihrem Musikvideo ähnelt. Mit dabei: vier Background-Tänzer, die ein bisschen aussehen, als ob sie die Sängerin entführen wollten. Den Rap-Part, den in der Studio-Version Flo Rida beisteuert, gab es in allen Durchläufen von einem anderen, unbekannten Rapper. Im Pressegespräch danach hielt sich Senhit bedeckt, was Flo Rida angeht. Wird er nun mit ihr auf der Bühne stehen? „Lasst es uns zusammen rausfinden.“
Erste Probe von Uku Suviste aus Estland mit „The Lucky One“
Sehr reduziert ging es bei Uku Suviste zu. Der Sänger aus Estland stand ganz alleine auf der großen Bühne, hinter sich zunächst eine große Lichtkugel. Später gab es ein Gewitter, durch eine Berührung des Bodens bekam alles einen Rotstich. Uku schmachtete sich derweil durch seinen unspektakulären Song. Das Wort „solide“ war selten so angebracht.
Erste Probe von Benny Cristo aus Tschechien mit „Omaga“
Noch nicht ganz wach wirkte Benny Cristo aus Tschechien bei seinen gezeigten Durchläufen. Seine glitzernde gelbe Jacke fiel auf, sein Gesang fiel ab. Mit seinen Background-Tänzer*innen sollte er in der Lage sein, noch deutlich mehr Energie erzeugen zu können. Vermutlich hat aber auch die Nervosität eine Rolle gespielt: „Ich habe 20 bis 30 Prozent der Basis-Choreo vergessen, als ich dort oben stand“, berichtete der Sänger später. Am Donnerstag bei seiner nächsten Probe werden wir sehen, ob die Erinnerung an die Choreo wieder da ist.
Erste Probe von Stefania aus Griechenland mit „Last Dance“
Bei Stefania aus Griechenland ließ bereits das Musikvideo spektakuläre Dinge erwarten. Und die gab es auch auf der Bühne zu sehen. Angefangen vom hautengen lila Glitzerdress bis hin zu sehr vielen Greenscreen-Effekten, die sie unter anderem mit einzelnen Kleidungsstücken choreografiert tanzen und virtuell durch eine Stadt fliegen lassen. Dass sie sie zwischendurch mal in zwei Hälften geteilt hat, dürfte ein grafischer Fehler gewesen sein. Eine Performance wie ein Fiebertraum.
Erste Probe von Vincent Bueno aus Österreich mit „Amen“
Auf die Inszenierung von „Amen“ von Vincent Bueno waren wir besonders gespannt, hatte er uns doch vor einiger Zeit im Interview erzählt, wie er den Song von anderen Songwritern bekommen und sofort ins Herz geschlossen hatte. „Ich musste versuchen, die Tränen zurückzuhalten“, sagte er über seine ersten Proben-Durchläufe. Und diese Emotionalität kam gut rüber, seine Stimme war sehr präsent und er wirkt, obwohl alleine auf der große Bühne, nie verloren. Etwas mehr Licht am Ende könnte das Staging passend zum aufgehenden Song noch vertragen – vielleicht gibt es das ja in der zweiten Probe zu sehen.
Erste Probe von Rafal aus Polen mit „The Ride“
Wie bei allen ersten Proben-Sessions gab es auch heute von allen Teilnehmer*innen den zweiten und dritten Durchlauf live im (Online-)Pressezentrum zu sehen – und Rafal aus Polen vergaß zu Beginn jenes zweiten Durchlaufs gleich mal seinen Text. Dafür nahm er zwischendrin auch mal seine Sonnenbrille ab – und wirkte dadurch gleich viel zugänglicher. Seine Tänzer steuerten viel Energie bei, ein bisschen Pyro gab es auch. Der Gesang ließ allerdings am Montag noch zu wünschen übrig. Und das Jüri-Pootsmann-Gedächtnismemo mit dem Hinweis „Bloß nicht creepy in die Kamera greifen!“ hat Rafal wohl auch (noch) nicht bekommen.
Erste Probe von Natalia Gordienko aus Moldau mit „Sugar“
Natalia Gordienko hat uns in ihrem Musikvideo einen kompletten Zuckerschock verpasst. In Rotterdam dann die Enttäuschung: keine tanzenden Eistüten auf der Bühne. Dafür vier Tänzer mit nackter Brust, die sie umrahmen und umgarnen. Das zumeist auf einer sich drehenden Scheibe, ähnlich der von Senhit. Das Highlight der Performance soll wohl ein sehr langer Ton werden, der aber zumindest in den übertragenen Durchläufen noch eher schlapp daherkam.
Erste Probe von Dadi Freyr aus Island mit „10 Years“
Dadi Freyr zurück im Favoritenkreis für den Eurovision Song Contest 2021? Vielleicht ja. Denn nach dem Hype um „Think About Things“ im vergangenen Jahr war sein diesjähriger Beitrag „10 Years“ eher verhalten aufgenommen worden. Jetzt wissen wir: Durch die Inszenierung gewinnt der Track deutlich. Großen Anteil daran hat natürlich seine herrliche nerdige Band Gagnamagnid, die zwischenzeitlich ihre drei Keyboards zu einem einzigen vereint und dadurch einen ganz besonderen Moment kreiert. Und weil der Song kürzer als die erlaubten drei Minuten ist, verharren die Musiker*innen nach dem letzten Ton noch nahezu ewig in einer Pose – was für eine weirde Idee.
Erste Probe von Hurricane aus Serbien mit „Loco Loco“
Der zweite Durchlauf von Hurricane aus Serbien endete mit einem Schreckmoment: Sängerin Ivana Nikolic stürzte auf der Bühne. „Mir geht es gut“, gab sie in der anschließenden Presserunde jedoch gleich Entwarnung. Ihren Song „Loco Loco“ fangen die drei Damen in einiger Entfernung voneinander an, interagieren im Laufe der Performance dann aber doch immer mehr als Band, was eine gute Abwechslung zu den vielen Solo-Künstlern darstellt. Dazu gibt es knappe schwarze Kleider und einen nicht allzu spektakulären Song.
Am Dienstag wird es Proben und Meet & Greets von Tornike Kipiani (Georgien), Anxhela Peristeri (Albanien), The Black Mamba (Portugal), Victoria (Bulgarien), Blind Channel (Finnland), Samanta Tina (Lettland), Gjon’s Tears (Schweiz) und Fyr Og Flamme (Dänemark) geben.
Das erste Halbfinale des ESC 2021 in Rotterdam findet am 18. Mai statt, das zweite Halbfinale zwei Tage später. Am 22. Mai steigt dann das große Finale. Für Deutschland tritt Sänger Jendrik mit „I Don’t Feel Hate“ an.
Alle Songs des Eurovision Song Contest 2021 gibt es hier. Ausführliche Steckbriefe aller Acts sind hier zu finden.
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Foto: EBU / Andrea Putting