KEiiNO im Interview: „Wir lieben alles am Eurovision“

KEiiNO wollen wieder zum ESC, dieses Mal mit dem Song „Damdiggida“. Vor der Teilnahme am Melodi Grand Prix haben wir mit der Band gesprochen.

KEiiNO

Am 27. Januar stehen KEiiNO beim Melodi Grand Prix in Norwegen auf der Bühne. Wenn sie die Vorrunde überstehen, geht es eine Woche später um den Sieg und damit um das Ticket für den Eurovision Song Contest 2024 in Malmö. Für KEiiNO wäre es die zweite Teilnahme: 2019 waren sie bereits mit „Spirit In The Sky“ dabei, 2021 verpassten sie den ESC mit „Monument“ nur knapp.

Im Zoom-Interview mit bleistiftrocker.de sprechen Alexandra Rotan, Tom Hugo und Fred Buljo unter anderem über „Damdiggida“ (hier kaufen), besondere Erinnerungen an den Eurovision und die Jurys beim ESC.

 

bleistiftrocker.de: Worum geht es im Song „Damdiggida“?

Tom: „Damdiggida“ bedeutet „Die Sache, die dich glücklich macht“. Es setzt sich aus drei samischen Wörtern zusammen. Das kannst du genauer erklären, Fred.

Fred: „Dam“ bedeutet „Diese“, „Diggi“ heißt „Sache“ und „da“ heißt „die“. Diese Sache, die dich glücklich macht.

Und wie ist der Song entstanden?

Tom: Zu Beginn des Sommers haben wir darüber nachgedacht, einen Song für den nächsten Melodi Grand Prix zu schreiben. Wir hatten viele Sessions – in Norwegen, Deutschland und Finnland. Wir dachten, wir hätten einen Song, hatten aber noch eine weitere Session in Stockholm. Es war ein schöner Tag, wir hatten sehr viel Spaß im Studio. Ich habe auf der Gitarre gespielt und Fred fing auf einmal an mit „Damdiggidamdiggidamdam“. Wir haben darüber gelacht und waren uns sicher, dass wir das in einem Song haben wollen.

Fred: Aber zuerst kamst du mit einem sehr grungigen Gitarren-Riff an.

Tom: Ja, genau. Und von da bis zum fertigen Song war es ein langer Prozess, aber grundsätzlich haben wir versucht, den Spaß des Songs zu bewahren. Damit du dich ein bisschen glücklicher fühlst, nachdem du ihn gehört hast – oder zumindest lächelst.

Geht ihr denn anders an das Songwriting ran, wenn ihr für den MGP beziehungsweise den Eurovision Song Contest schreibt?

Alexandra: Der Schreibprozess ist eigentlich gleich. Aber das Gefühl, das uns der Song gegeben hat, war, dass es der richtige Song für eine erneute Teilnahme am MGP ist. Es war wirklich ein sehr lustiger Tag.

Tom: Wir wollten nur sichergehen, dass alle Songs, die wir geschrieben haben, kürzer als drei Minuten waren. Damit wir mit ihnen bei Melodi Grand Prix antreten dürfen.

Fred: Ich weiß noch, dass ich ein tolles Gefühl hatte. Denn als wir in die Mittagspause gegangen sind, haben wir alle „Damdiggidamdiggi“ vor uns hingesungen, als wir auf unsere Pizzas gewartet haben.

Ihr benutzt im Song auch ganz bestimmte Laute aus dem norwegischen „Slaattestev“. Was hat es damit auf sich?

Tom: Slaattestev ist eine Tradition aus der Region, aus der ich stamme. Als vor einigen hundert Jahren das Christentum nach Norwegen kam, wurden alle Geigen verbrannt, weil sie als satanische Instrumente galten. Zu dieser Zeit brauchte es also rhythmische, einfach Melodien, um bei Partys zu tanzen. Und daher kommt die Tradition des Slaattestev – kleine Wortfetzen als Wiederholung und Rhythmus, wie in einem Beat.

Und im Gegensatz zu anderen KEiiNO-Songs gibt es dieses Mal keinen Joik, sondern einen Rap.

Fred: Ja! Lustigerweise sollte ich eigentlich schon in „Spirit In The Sky“ rappen. Dieses Mal kann ich es also endlich machen. Es ist toll, damit zu meinen musikalischen Wurzeln zurückzukehren.

Ihr nehmt nun als Gruppe zum dritten Mal am norwegischen ESC-Vorentscheid teil, einmal wart ihr ja auch schon beim ESC. Was macht für euch die Faszination des Eurovision Song Contest aus?

Alexandra: Wir lieben alles am Eurovision. So viele Menschen kommen durch die Liebe zur Musik zusammen. Als wir 2019 beim Eurovision Song Contest waren, haben wir gesehen, wie toll das war. Wir haben so viele verschiedene Menschen getroffen, es war einfach toll, dort zu sein. Und wir wollen natürlich wieder hin – mit einem Song, der sich einfach richtig anfühlt und die Menschen glücklich machen und zum Tanzen bringen kann.

Was sind eure ersten ESC-Erinnerungen?

Tom: Meine erste Erinnerung ist, als Norwegen 1985 gewonnen hat. Ich war noch klein, wollte aber aufbleiben, um die gesamte Show und das Voting zu schauen. Dann bin ich aber auf der Couch eingeschlafen. Als ich am nächsten Morgen aufgewacht bin, habe ich meine Mutter gefragt, wer gewonnen hat und sie sagte „Norwegen“. Da habe ich bitterlich geweint, denn ich wollte es unbedingt sehen. Es ist also etwas negativ gestartet, aber danach war ich ein großer Fan.

Alexandra: Für mich war das, als ich Loreen mit „Euphoria“ gesehen habe. Ich habe ihre Kraft durch den Bildschirm gespürt. Da wusste ich, dass ich eines Tages auf dieser Bühne stehen möchte. Sie hat dafür gesorgt, dass ich mich in den Contest verliebt habe.

Fred: Bei mir war es, als ich Lordi 2006 gesehen habe. Dass du so anders als die anderen Künstler sein und trotzdem den Eurovision Song Contest gewinnen kannst, das war cool.

Ihr habt eure ganz eigenen Erfahrungen mit den Jurys beim ESC gemacht: 2019 wart ihr die Sieger im Televoting, durch die Jurystimmen wurde es am Ende aber nur Platz sechs. Braucht es eurer Meinung nach Jurys beim ESC?

Tom: Es sollte eine Möglichkeit geben, sicherzustellen, dass die Musik im Finale divers ist, damit man von allem etwas bekommt. Vielleicht sind die Jurys eine gute Idee, solange sie breit aufgestellt sind. Aber wenn du einen guten Song hast, der es versteht, jemanden zu berühren, glaube und hoffe ich, dass es egal ist, ob jemand einen musikalischen Hintergrund hat oder einfach nur den Wettbewerb genießt.

Ihr habt auch noch andere Projekte, beispielsweise hat Tom vor einigen Wochen sein neues Album veröffentlicht. Wieviel Zeit in eurem Künstler-Leben verbringt ihr als KEiiNO?

Alexandra: Es ist im Grunde seit 2019 unser Leben. Wir arbeiten jeden Tag mit KEiiNO, machen verschiedene Performances, arbeiten an neuen Songs und machen alles selbst. Wir lieben es. Wir sind beste Freunde.

Tom: KEiiNO ist wie das Mutterschiff. Und dann haben wir noch alle unsere kleinen Raumschiffe, mit denen wir rausfliegen.

 

Weitere Informationen über KEiiNO

Homepage
Facebook
Instagram
Alle Artikel auf bleistiftrocker.de

Foto: Julia Marie Naglestad / NRK

 

Musik von KEiiNO kaufen