Alle 37 Acts des Eurovision Song Contest 2023 haben in den vergangenen Tagen für ihren großen Auftritt geprobt. Wir geben einen Überblick und schauen besonders auf die deutschen Vertreter Lord Of The Lost.
Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren waren die Einzelproben, von denen jeder Act jeweils zwei hatte, dieses Mal für die Presse nicht einsehbar. Stattdessen teilten nur die offiziellen ESC-Kanäle verschiedene Eindrücke und Videoschnipsel, was die Berichterstattung deutlich erschwert.
Die wichtigste Nachricht zuerst: Alle Acts standen auf der Bühne. Dass das nicht selbstverständlich ist, haben die vergangenen beiden ESCs gezeigt, als wegen der Corona-Maßnahmen zum Teil Künstler*innen Proben oder gar Liveshows wegen positiver Tests oder Quarantäne verpasst haben. In Liverpool gibt es solche Beschränkungen nicht mehr.
„Wir wollten dieses Rockband-Feeling haben“
Gestartet sind die Einzelproben am vergangenen Sonntag. Lord Of The Lost waren als Big-Five-Act am Donnerstag erstmals dran. Auf Fotos war dabei ihr Setting zu sehen: Eine Art Pyramide im hinteren Bereich der Bühne, auf der Keyboard und Drums aufgebaut sind. Laut Band ist das Konstrukt sieben Meter hoch. Und natürlich wird es, wie schon im Vorentscheid, massig Pyro geben. „Wir sind eine Rockband, also wollten wir dieses Rockband-Feeling haben“, so Sänger Chris Harms in der Presserunde am Freitag.
Übrigens: Im Interview mit bleistiftrocker.de im März hatte er noch überlegt, ob er sich für die ESC-Performance wie im „Blood & Glitter“-Video auf High Heels trauen würde. Seit den Proben ist klar: Er trägt zumindest Stiletto-ähnliche Schuhe, und zwar verschiedenfarbige. Im Vergleich zu „Unser Lied für Liverpool“ gönnt er sich zudem einseitige Beinfreiheit.
Beim Video von der ersten Probe beim zweifelhaften EBU-Partner TikTok wurde übrigens ausgerechnet bei Lord Of The Lost nach einiger Zeit der Ton komplett entfernt – bis heute ist das Video nur stumm zu sehen. Dafür hat der NDR einen 30-Sekunden-Schnipsel der zweiten Probe am Samstag selbst veröffentlicht, der einen ersten Eindruck der Inszenierung von „Blood & Glitter“ gibt:
Wie inszenieren Lord Of The Lost ihren ESC-Song „Blood & Glitter“? Hier gibt’s die Antwort! 30 Sekunden aus Deutschlands zweiter Probe in Liverpool. 🩸✨https://t.co/jb0FVLNHqh#Eurovision pic.twitter.com/XspQnmSqwe
— ESC Deutschland (@eurovisionde) May 6, 2023
Eindrücke von Österreich und der Schweiz
Teya & Salena für Österreich setzen auf einen Auftritt in Schwarz-Rot-Weiß und mit vier Tänzern – und auch der in „Who The Hell Is Edgar?“ besungene Edgar Allan Poe wird auf der Leinwand zu sehen sein, genauso wie „0,003“ als Zeichen für die schlechte Bezahlung von Musiker*innen und das ikonische „Ugh“ von Teya.
Die Schweiz stellt trotz Ballade ihren Sänger Remo Forrer nicht alleine auf die Bühne – das hatte er im Interview mit bleistiftrocker.de vor einigen Wochen so bereits angekündigt. Und so reiht sich Remo in deren Choreografie ein, es gibt also erstaunlich viel Bewegung beim ruhigen „Watergun“.
Favorit*innen bringen sich in Stellung
Weitere bemerkenswerte Eindrücke der Probe: Favoritin Loreen bringt ihr Staging vom Melfest in abgespeckter Form, die Bühnenelemente sind etwas kleiner (und höchstwahrscheinlich leichter). Ihr großer Konkurrent Käärijä sitzt derweil zu Beginn seiner Performance in einer Box, während er beim finnischen Vorentscheid noch in einer Art Boxring/Arena aus Paletten begonnen hatte.
In den Wettquoten, auf die sich keiner verlassen will, die in der ESC-Bubble aber trotzdem jeder auswendig kennt, hat sich derweil La Zarra aus Frankreich auf Platz drei hinter Loreen und Käärijä vorgeschoben. Sie wird bei „Évidemment“ den Probenfotos zufolge auf einem hohen Podest stehen mit Lichteffekten, einem zwischenzeitlich sehr langen Kleid und Goldregen. Im 30-sekündigen Video auf Youtube wurde übrigens nur das Intro gezeigt – die Spannung bleibt also bis zum Finale erhalten.
Joker Out sind der Geheimtipp
Zudem scheint es, als würden Joker Out aus Slowenien mit „Carpe Diem“ ihren sympathischen Bandsound gut auf die Bühne bringen. „Es gibt viel Augenkontakt, intime Momente und einfach puren Shagadelic-Rock’n’Roll“, hatte Gitarrist Kris im Interview mit bleistiftrocker.de verraten. Fotos und Videoschnipsel sehen vielversprechend aus, die Band könnte sich zu einem Geheimtipp für die vorderen Plätze entwickeln.
Außerdem zeigen die Probenfotos doch tatsächlich, das einige vermeintliche No-Gos auf der Bühne des Eurovision Song Contest auch in diesem Jahr wieder auftauchen – sei es eine rotierende Plattform (Niederlande), das eigene Gesicht groß auf der Leinwand (Griechenland, Israel), Fake-Zöpfe (Tschechien) oder eine Showtreppe (Irland, Belgien). Von Mae Muller gab es aus der zweiten Probe gar keinen Clip zu sehen – wegen „technischer Schwierigkeiten“, wie es von der EBU hieß.
Die Proben zum ersten Halbfinale:
Die Proben zum zweiten Halbfinale (erste fünf Acts):
Die Proben zum zweiten Halbfinale (letzte elf Acts):
Die Proben der Big Five und der Ukraine (ohne Großbritannien):
Die ESC-Finalwoche im Überblick
Und so geht es beim Eurovision Song Contest 2023 in Liverpool weiter: Am Sonntag findet die offizielle Eröffnungsfeier statt, bei der die Künstler*innen auf dem türkischen Teppich zu sehen sein werden. Ab Montag werden dann die kompletten Shows geprobt, dann darf auch die Presse zuschauen. Die Liveshows finden am 09., 11. und 13. Mai jeweils um 21 Uhr statt.
Die Finalteilnehmer haben übrigens bereits ausgelost, in welcher Hälfte der Show sie antreten werden. Lord Of The Lost werden in der zweiten zu sehen sein, also eine Startnummer zwischen 14 und 25 erhalten. Italien, Spanien und Frankreich treten in der ersten Hälfte an. Großbritannien und die Ukraine haben ihre festen Startnummer, nämlich 26 und 19, schon vor längerer Zeit erhalten. Die genaue Reihenfolge der Acts im Finale wird festgelegt, wenn alle Teilnehmer*innen festnehmen, also nach dem zweiten Halbfinale. Alle Songs des ESC 2023 in der jeweiligen Studioversion kann man hier anhören.
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Fotos: EBU
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