Wir liefern Eindrücke vom ersten Tag der Proben zum Eurovision Song Contest 2021 in Rotterdam. Mit dabei: The Roop (Litauen), Ana Soklic (Slowenien), Manizha (Russland), Tusse (Schweden), Vasil (Nordmazedonien) und Lesley Roy (Irland).
Wir sind (digital) beim diesjährigen Eurovision Song Contest dabei und versorgen euch hier und im Podcast ESC Greenroom in der Zeit bis zum großen Finale am 22. Mai mit Eindrücken aus Proben, Pressekonferenzen und Co.
Am 08. Mai, dem allerersten Probentag mit Künstler*innen auf der Bühne in Rotterdam, gab es jeweils drei Durchlauf-Proben von The Roop aus Litauen, Ana Soklic aus Slowenien, Manizha aus Russland, Tusse aus Schweden, Vasil aus Nordmazedonien und Lesley Roy aus Irland. Alle Acts waren im Anschluss auch in einem Presse Meet & Greet zu sehen, wo sie sich den Fragen von Journalist*innen vor Ort und aus dem digitalen Pressezentrum gestellt haben.
Erste Probe von The Roop aus Litauen mit „Discoteque“
Wie das so bei einem Auftakt einer riesigen Produktion ist, war die Technik zur ersten Probe von The Roop, die das erste Halbfinale am 18. Mai eröffnen werden, noch nicht eingeruckelt. Denn obwohl die Presse die beiden letzten der drei Proben-Durchläufe sehen darf (die Absprachen zwischendrin allerdings nicht), wurde von The Roop die zweite Performance nur ohne Ton übertragen. Entsprechend schwer ist alles zu bewerten, aber der Unterschied zum litauischen Vorentscheid ist nicht allzu groß: Die Band trägt ihre bekannten gelben Outfits, es gibt sympathisch-staksige Tanzschritte und Finger-Akrobatik.
Im Meet & Greet mit der Presse erzählte Sänger Vaidotas Valiukevičius anschließend, dass die Farbe für Hoffnung stehe, die die Welt aktuell gut gebrauchen könne. Mit ihrer Startnummer sei die Band sehr zufrieden: „Wir sind gerne die Nummer eins.“
Erste Probe von Ana Soklic aus Slowenien mit „Amen“
Bei Ana Soklic hatten sich die Übertragungsprobleme bereits in Luft aufgelöst und die Presse bekam sowohl den zweiten als auch den dritten Durchlauf zu sehen. Die Slowenin sang auf der Bühne ihre starke Ballade, während im Hintergrund auf dem Screen unter anderem die Erde zu sehen war – viel symbolischer kann man einen Auftritt nicht aufladen. Dazu ist der Song im Vergleich zur Präsentation und zur Studio-Version etwas umgestellt worden: Es gibt einen Gospel-Part, bei dem sich die Sängerin über die Bühne bewegt und zum Mitsingen auffordert. Später folgt das pompöse Finale, bei dem es erstaunlicherweise (noch?) keine Pyros, aber viele feurige Visuals unter Anas Füßen gibt.
Im Meet & Greet bekräftigte Ana, wie sehr sie Gospel liebe. Gefragt nach der Erde auf dem LED-Screen gab sie jedoch zu, gar nicht zu wissen, was hinter ihr passiere – das dürfte sie aber bald erfahren, denn die Delegationen schauen sich ihre Proben selbstverständlich im Anschluss an, um Änderungen vornehmen zu können.
Erste Probe von Manizha aus Russland mit „Russian Woman“
Den bemerkenswertesten Auftritt am ersten Tag legte jedoch Manizha hin: Die Russin war von Beginn an in beiden Durchläufen selbstbewusst und mit vollständig durchdachter Performance zu sehen. Das Highlight darin war ein überdimensionales Kleid, aus dem sie nach kurzer Zeit „aussteigt“. Während dieser Dress etwas creepy die gesamte Zeit über leer auf der Bühne herumstand, zog sie mit ihren Tänzer*innen eine starke Show ab. Schließlich waren sogar viele Frauen auf dem Screen zu sehen, die Manizha direkt ansingt. Ein Auftritt, der die Message ihres Songs perfekt unterstreicht.
Zu ihrem Presse Meet & Greet brachte die Sängerin direkt ihre ganze Live-Crew mit. Die Proben seinen „nicht hart“ gewesen, sagte sie gut gelaunt. Das überdimensionale Kleid sei zusammengebastelt aus Textilien, die sie nach einem Online-Aufruf von Frauen aus ganz Russland bekommen habe. Ihr roter Einteiler repräsentiere die Arbeiterklasse. Außerdem berichtete sie davon, die englische Zeile „You’re strong enough to bounce against the wall“ in „You’re strong enough you’re gonna break the wall“ geändert zu haben.
Erste Probe von Tusse aus Schweden mit „Voices“
Nicht ganz so aufregend war die Probe von Tusse, denn vom Schweden kennen wir durch seinen Sieg beim Melodifestivalen tatsächlich schon die meisten Elemente, die er auch nach Rotterdam mitgebracht hat. Sein Outfit ist weiterhin rot, inzwischen allerdings ärmellos. Es gibt viel Background-Gesang vom Band, dazu werden zwischendrin noch einige Menschen per Screen in die Choreografie integriert.
In die Presserunde brachte Tusse die schwedische Head Of Delegation Lotta Furebäck mit. Diese berichtete, dass man im Gegensatz zum nationalen Vorentscheid nun weniger auf der Bühne rotieren und mehr Einstellungen von vorne haben möchte. Sie gab zudem ein Ziel aus: „Top 10 oder sogar Top 5 wäre toll.“ Tusse selbst nahm das alles gelassener und scherzte: „Ich bin eigentlich nur hier, um nicht zur Schule zu müssen.“ Denn der 19-Jährige ist tatsächlich noch Schüler und will in der freien Zeit im Hotel in Rotterdam an seinen Hausaufgaben arbeiten.
Spezielle Situation für Montaigne aus Australien mit „Technicolour“
Nicht in Rotterdam ist in diesem Jahr die australische Delegation: Wegen der Corona-Pandemie reist Sängerin Montaigne nicht an. Stattdessen wird im ersten Halbfinale das One-Tape-Video zu sehen sein, das alle Länder zur Sicherheit aufnehmen und einsenden mussten. Im Pressezentrum wurde nur ein Mini-Clip von den Aufnahmen gezeigt, ein Meet & Greet mit Montaigne gab es nicht.
Erste Probe von Vasil aus Nordmazedonien mit „Here I Stand“
Einen eher schwächeren Auftritt legte Vasil aus Nordmazedonien hin: Seine überdramatische Ballade „Here I Stand“ wurde mit einigen Lichteffekten inszeniert. Zunächst war ein projiziertes und sich verzweigendes Licht auf seinem dunklen Anzug zu sehen, später wurde er gar zur menschlichen Discokugel – die Hardcore-ESC-Fans dürften sich an den Auftritt von Sängerin Dotter im schwedischen Melodifestivalen von 2020 erinnert gefühlt haben. Bei Vasil saßen jedoch nicht immer alle Töne.
Im Meet & Greet glänzte er dagegen mit einem sehr sympathischen Auftritt. „Das wird ein magischer ESC, weil es so lange keine Events gab“, sagte er voraus. Seiner ersten Probe gab er auf einer Skala von 1 bis 10 nur eine 6,75 – „weil ich ein Perfektionist bin“. Seine Stimme möchte er in den kommenden Tagen mit viel Wasser und Schlaf schonen. Und wer hat ihn als letztes angerufen, bevor er mit dem Flugzeug in Richtung Rotterdam abgehoben ist? Tamara Todevska, mit der Vasil 2019 als Background-Sänger in Tel Aviv schon einmal beim ESC war.
Erste Probe von Lesley Roy aus Irland mit „Maps“
Während alle anderen Acts, die an diesem Tag auf der Bühne in Rotterdam standen, in den vorgesehenen 30 Minuten je drei Durchläufe hinlegten, schaffte Irland nur zwei – zu kompliziert war offenbar der Aufbau des Bühnenbildes. Dementsprechend bekam die Presse auch nur einen (nämlich den zweiten) Auftritt zu sehen. Und tatsächlich zeigte sich eine komplizierte Kulisse aus Wäldern, Wellen, Büchern und Co., durch die sich Lesley Roy bewegt – und durch die man fast den Song vergisst. Auf den ersten Blick ein eher verwirrendes Konzept.
Im Anschluss bekam die Irin die Gelegenheit, alles genauer zu erklären. „Wir wollen eine Welt aufbauen für die Menschen zuhause, als wären sie mit mir da drin“, sagte sie. Im Staging fehlten aber noch rund 25 Prozent und einige Dinge seien noch zu ändern. Außerdem tritt Lesley Roy barfuß auf, „weil es sich natürlicher anfühlt“.
Am Sonntag wird es Proben und Meet & Greets von Elena Tsagrinou (Zypern), TIX (Norwegen), Albina (Kroatien), Hooverphonic (Belgien), Eden Alene (Israel), Roxen (Rumänien), Efendi (Aserbaidschan), Go_A (Ukraine) und Destiny (Malta) geben.
Das erste Halbfinale des ESC 2021 in Rotterdam findet am 18. Mai statt, das zweite Halbfinale zwei Tage später. Am 22. Mai steigt dann das große Finale. Für Deutschland tritt Sänger Jendrik mit „I Don’t Feel Hate“ an.
Alle Songs des Eurovision Song Contest 2021 gibt es hier. Ausführliche Steckbriefe aller Acts sind hier zu finden.
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Foto: EBU / Andres Putting