ALBUM-REVIEW: Elliott Smith – New Moon

Mehr als vier Jahre ist es nun her, dass Elliott Smith auf mysteriöse Weise verstarb. Offiziell gilt sein Tod als Suizid, spekuliert wird trotzdem weiterhin. 2007 erschien nun eine neue Kollektion mit Aufnahmen, die zwischen 1994 und 1997 entstanden.

Elliott Smith - New MoonBeim Durchhören der Doppel-CD wird schnell klar, dass es diese Songs auch locker auf die Alben „Elliott Smith“ oder „Either/Or“ hätten schaffen können. Fast die Hälfte der insgesamt 24 Songs entstammt auch der „Either/Or“-Session, wie das sehr informative Booklet verrät.

Fans werden in dieser Sammlung sofort die typischen Merkmale des so zerbrechlichen Sounds von Elliott Smith heraushören. Da wäre beispielsweise das Gitarrenspiel mit den so typisch quietschenden Saiten beim Akkordwechsel. Oder der Gesang, fast ausnahmslos zweifach übereinander gelegt. Und natürlich die Texte, die häufig verzweifelt auf das eigene Dasein blicken. „While I wonder what it is you’re after, keeping company with this disaster“, heißt es im Song „New Disaster“.

Nur drei der Songs auf „New Moon” wurden vor dem Doppelalbum bereits veröffentlicht, jedoch auch nur in raren Zusammenstellungen. Für Fans des amerikanischen Singer/Songwriters ist das Album daher ein Muss, vervollständigt es doch das Bild von Elliott Smith und seiner Arbeit in den Jahren, in denen seine ersten Studioalben auf kleineren Labeln erschienen. Es findet sich auch eine frühe Version von „Miss Misery“, dem Song, der Elliott Smith schließlich zu einem gewissen Bekanntheitsgrad verhalf. Für den Titelsong zum Film „Good Will Hunting“ war er damit sogar für den Oscar nominiert, den seinerzeit allerdings Celine Dion gewann. „See You Later“ und „Half Right“ spielt Elliott Smith auf der CD zwar solo, sie kommen allerdings ursprünglich von Heatmiser, der Band, in der er vor seinem Erfolg als Solokünstler spielte.

Ob wütend-eindringlich wie in „High Times“ oder zerbrechlich-ruhig wie in „Going Nowhere“ – „New Moon“ zeigt Elliott Smith noch einmal in all seinen Facetten.

Und ob er nun recht hat mit dem, was er in „Georgia, Georgia“ singt – „Oh man, what plan, suicide – it’s not that different from my own affair“ – oder nicht: Der Musikwelt fehlt er auf alle Fälle.

Trackliste:

CD1:
01. Angel In The Snow
02. Talking To Mary
03. High Times
04. New Monkey
05. Looking Over My Shoulder
06. Going Nowhere
07. Riot Coming
08. All Cleaned Out
09. First Timer
10. Go By
11. Miss Misery (Early Version)
12. Thirteen

CD2:
01. Georgia, Georgia
02. Whatever (Folk Song In C)
03. Big Decision
04. Placeholder
05. New Disaster
06. Seen How Things Are Hard
07. Fear City
08. Either/Or
09. Pretty Mary K (Other Version)
10. Almost Over
11. See You Later
12. Half Right

Label: Domino
VÖ: 04.05.2007
Format: Doppel-CD
Bewertung: 6/6

(Im Original erschienen bei triggerfish.de am 26. März 2008.)