ALBUM-REVIEW: Gem Andrews – North

„North“, das neue Album von Gem Andrews, kommt mit einer düsteren Ankündigung daher: Es sei „eine intime und mitreißende Sammlung von Liedern, die sich Themen wie Geisteskrankheit, Armut, Gemeinschaft und Elend annehmen“. Doch die ist wunderschön geraten.

Gem Andrews

Die Dame aus Liverpool macht eine Mischung aus Folk und Americana, immer unterstützt von schönen Harmonien. Dazu erzählt sie Geschichten aus der Arbeiterklasse.

Los geht es mit dem Satz „Darling, I’m tired. Can’t you see it in my eyes? It’s been a long, long year“ und mit diesem Seufzer dürfte Gem Andrews schon mal alle in der Tasche haben, die 2017 nicht allzu viel abgewinnen konnten. Einen Brief und ein Lied will sie schreiben, singt sie dazu. Das mit dem Brief mag eine niedliche Idee sein, aber von ihren Liedern haben wir mehr. Zum Glück gibt es auf „North“ insgesamt elf davon.

Meistens passt ihre Musik zum idyllischen, ruhigen Titelbild – sie ist mit Gitarre in der Hand vor einem Leuchtturm zu sehen. Dazu kommt die Schwermut an vielen Stellen, beispielsweise im wunderschön bedrückenden Song „Bare“.

Manchmal fährt jedoch die Musik – „North“ wurde mit einer kompletten Band aufgenommen – alles auf und verleiht den Stücken Spannung. Bestes Beispiel ist „Feather & Skin“, das sich dadurch zu einem der besten des ganzen Albums aufschwingt.

Gegen Ende verliert „North“ etwas an Qualität, die guten Geschichten scheinen alle bereits zu Beginn erzählt. Dennoch überwiegt der positive Eindruck von Gem Andrews und ihrem insgesamt vierten Album. Die Engländerin ist übrigens mittlerweile nach Berlin gezogen. Dort wird sie mit Sicherheit noch genug Stoff für weitere Alben mit starken Geschichten finden.

 

Albuminfos Gem Andrews – North

Gem Andrews - NorthKünstler: Gem Andrews
Albumname: North
VÖ: 16.02.2018
Label: Market Square
gemandrews.co.uk

 

Fotos: Promo