Echt – Unsere Jugend (Doku-Review)

Um die Jahrtausendwende war die Band Echt ein großes Ding. Eine dreiteilige Doku-Serie arbeitet diese Zeit nun sehenswert auf.

Echt

Echt feiern ihr Comeback! Allerdings nicht auf der Musikbühne, sondern in einer Doku-Serie. Sänger Kim Frank hat dafür alte Aufnahmen der Band zusammengeschnitten und vertont. Dass es diese Einblicke gibt, ist im historischen Kontext besonders spannend: Damals waren Smartphones noch Zukunftsmusik – die fünf Jungs hatten schlicht immer eine Videokamera dabei und das Material nie verwendet. Bis jetzt.

Drei Teile hat „Echt – Unsere Jugend“, insgesamt sind gut drei Stunden deutsche Popgeschichte zu sehen. Als Schülerband gestartet, waren die Teenies aus Flensburg schnell Dauergäste in der Bravo und bei Viva – in einer Welt ohne Social Media und Youtube waren das die wichtigen Stellen, um wirklich auf sich aufmerksam machen zu können. Alleine deshalb lohnt sich die Zeitreise vor allem auch für jene, die diese Musikzeit nicht aktiv miterlebt haben.

Pickel, Schlagzeilen und Querelen

In den Aufnahmen sieht man fünf Jungs, die ihre Jugend und ihren Erfolg genießen, sich im Zweifel auch mal zu nah auf die Pickel im Gesicht filmen und gerne mal kiffen. Richtigen Tiefgang bekommt alles aber durch den sehr reflektierten Kommentar von Kim Frank. Er erzählt nicht nur die Bandgeschichte nach, sondern gibt Einblicke in sein Seelenleben und spart nichts aus. Seine damals so schlagzeilenträchtige Liebe zu Enie van de Meiklokjes wird genauso thematisiert wie sein sehr verunglückter Auftritt in der Harald Schmidt Show kurz nach 9/11.

Interne Querelen werden ebenso dokumentiert und benannt. Kim Frank macht keinen Hehl daraus, dass der Auftritt bei Rock am Ring 2001 für ihn das Größte war, während die Kollegen das seinerzeit nicht teilten. Und dass es schließlich vor allem seine Ego-Trips sowie sein Zwist mit Gitarrist Kai Fischer waren, die zur Auflösung der Band geführt haben.

Kai Fischer erzählt von seiner Depression

Ihren emotionalen Höhepunkt bekommt die Doku ganz zum Schluss, wenn alle fünf aus heutiger Perspektive O-Töne in die Kamera sprechen – auch Kim Frank wechselt dann die Rolle. Besonders eindrücklich sind die Statements von Kai Fischer, der an Depressionen erkrankt ist, die ihn auch schon zu Echt-Zeiten immer wieder begleitet haben. Mit dem Verlauf ihrer Jugend und ihrer Musikkarriere sind dagegen alle im Reinen, was den sehr schönen Abschluss der wirklich sehenswerten Filme bildet.

Übrigens: Ein kleines Musikcomeback gab es dann doch. Kim Frank war in der vergangenen Woche mit einem Echt-Medley im „ZDF Magazin Royale“ bei Jan Böhmermann zu sehen. Und auch da wurde deutlich, wie sehr er inzwischen mit dem Werk seiner früheren Band versöhnt ist.

 

Doku-Infos Echt – Unsere Jugend

Streaming: ARD Mediathek
Erscheinungsdatum: 23.11.2023

 

Foto: SWR / Stephie Braun