FRAGEBOGEN: Stephen Paul Taylor (SPT)

In der Rubrik „Fragebogen“ beantworten Künstler insgesamt 15 Fragen rund um das Thema Musik. Zudem erhalten sie eine weitere Aufgabe: Ein musikbezogenes Foto aufnehmen oder mit einem Bleistift etwas malen oder schreiben. Dieses Mal mit Stephen Paul Taylor (SPT).

Stephen Paul Taylor (SPT)

Erste CD: Meine allererste CD war „Actually“ von den Pet Shop Boys. Ich hatte „It’s A Sin“ und „Heart“ im Radio gehört und mich darin verliebt. Der monotone Gesangsstil, die Dancebeats, die epischen, anschwellenden Synthie-Linien und die anspruchsvollen Lyrics sprachen mich an. Ich mag zudem das Albumcover sehr, mit dem gähnenden Neil Tennant und Chris Lowes ausdruckslosem Gesicht. Das Weiß über ihren Köpfen baute Spannung im Bild auf. Es war ein simples, unkompliziertes Albumcover. Es war lange Zeit mein Lieblingsalbum. Es hat mir definitiv geholfen, mich in Sachen Liebe für alle Synthie-Dinge voranzutreiben… und in Sachen Liebe zur Musik.

Erstes Konzert: Mein erstes Konzert war eine kanadische Band namens „Platinum Blonde“. Sie hatten einen großen Hit namens „Crying Over You“. Ich kann mich nicht an die Support-Band erinnern, aber das Publikum war abscheulich. Sie schrien sie an und riefen nach Platinum Blonde. Schließlich kamen Platinum Blonde, sprangen über die gesamte Bühne mit Achtziger-Haaren, Strumpfhosen, Nebelmaschinen und verrückten Lichtern. Es war eine sehr spektakuläre Show. Ich war alleine. Ich war eher ein Einzelgänger als Kind und hatte Tickets bei einem Wettbewerb in einem Plattenladen in meiner Nachbarschaft gewonnen, also ging ich alleine hin. Meine Familie setzte mich dort ab und ging schwimmen. Ich habe das Konzert tatsächlich früher verlassen. Es war seltsam, alleine dort zu sein. Ich erinnere mich daran, eher hinten zu stehen. Ich kannte nicht wirklich was anderes von ihnen, deshalb wurde mir nach einiger Zeit etwas langweilig. Wenn ich jetzt zu einer Show gehe, höre ich mir vorher einiges von der Band an. Es ist ein schöner Gefühl, mit den Songs vertraut zu sein, bevor man sie live hört. Finde ich.

Ich werde dieses Erlebnis allerdings nie vergessen. Ich sah sie noch mal, als ich 2004 in der Kunstschule in Vancouver war. Sie sahen nicht mehr so nach „Hair Metal“ aus wie damals. Sie sahen sehr jung aus und die Show war großartig. Eine sehr unterschätzte Band, denke ich.

Früheste Kindheitserinnerung, die etwas mit Musik zu tun hat: In der Kirche während des sonntäglichen Gottesdienstes singen. Ich erinnere mich daran, das Singen wirklich zu genießen und zu denken, dass meine Stimme echt okay war. Ich war in ein Mädchen namens Shelley verliebt und ich habe eine deutliche Erinnerung daran, wie ich in der Kirchenbank vor ihr sitze und laut singe, um sie zu beeindrucken. Ich weiß nicht, ob sie es gemerkt hat. Shelley und ich haben uns nie auf ein Date getroffen, aber mein Crush hielt einige Jahre. Vielleicht sollte ich einen Song darüber schreiben, „Crush On A Church Girl“. Mein Verlangen, ihr zu imponieren half mir definitiv, besser zu singen… aus dem Zwerchfell.

Aktueller Lieblingssong: Ich liebe „Pumped Up Kicks“ sehr. Ich mag die Synthie-Vibes des Songs und die mysteriösen Lyrics. Ich mag die Vocal-Effects während der Strophen. Ich mag es, dass der Song keine offensichtlichen Lyrics hat. Er ist sehr dynamisch, mit den spärlichen Strophen, und die geschichteten Harmonien im Refrain sind so schön. Es ist außerdem ein Fahrsong. Ich mag Fahrsongs.

Peinlichster Lieblingssong: „Baby Got Back“ von Sir Mix-A-Lot. Da ist etwas eher Beleidigendes und Dämliches in diesem Song, aber ich kann nichts dagegen tun, ich mag ihn. Als ich 19 war, saß ein Freund (der den Song auswendig konnte) mit mir im Denny’s Restaurant und rezitierte den Songtext mit mir immer und immer wieder. Schließlich setzte er sich in meinem Kopf fest und ich könnte ihn immer noch rezitieren. Definitiv ein guilty pleasure. Sag es keinem.

Eigener Lieblingssong: Schwer zu sagen, aber ich denke „Shortcut“ ist einer meiner Lieblingssongs. Melodie, Text und Bilder kamen mir in einem Traum und ich wachte auf und schrieb ihn in zehn Minuten. Es ist ein starker Song für mich, weil er mit einigen düsteren, emotionalen Momenten meiner Kindheit verknüpft ist. Ich bin in diesem Song sehr ehrlich und es ist viel Einsamkeit darin versteckt. Das ist nicht notwendigerweise eine schlimme Sache, aber ich denke es ist gut, bittersüße Gefühle und Traurigkeit zu haben, solange es nicht dein Leben bestimmt. Freude ist langweilig. Die besten Songs entstehen aus den Gefühlen der Zurückweisung und unerwiderten Liebe. Schau dir The Supremes und Roy Orbison an. Sie haben meistens Songs über gebrochene Herzen und Traurigkeit geschrieben. Traurigkeit kann auch sehr schön sein.

Lieblingssongtext

Suzanne takes you down to her place near the river
You can hear the boats go by
You can spend the night beside her
And you know that she’s half crazy
But that’s why you want to be there
And she feeds you tea and oranges
That come all the way from China
And just when you mean to tell her
That you have no love to give her
She gets you on her wavelength
And lets the river answer
That you’ve always been her lover

And you want to travel with her
And you want to travel blind
For you know that she will trust you
For you’ve touched her perfect body with your mind

Bestes Konzert: Electric Six. Ich hatte „Gay Bar“ und „Danger High Voltage“ oft gehört. Aber als ein Freund mir erzählte, dass sie in Berlin auftreten würden, googelte ich ihre anderen Songs und entdeckte so viel von ihnen, was ich wirklich liebte. Als ich zu der Show ging kannte ich so viele Songs, die ich mitgebrüllt habe. Dick Valentine ist so ein wunderbarer Showmann. Es war eine großartige Show. Das Publikum war sehr jung, vielleicht 25-30. Ich bin nicht sicher, wie all diese jungen Leute ihre Arbeit kannten, aber sie moshten und tanzten wie verrückt. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Ich habe sie auch ein Jahr später gesehen und es war sogar noch besser. Ich liebe diese Band so sehr. Dick Valentine und ich sind jetzt Freunde bei Facebook und er hat sogar meine Arbeit gehört und gesagt, dass er sie toll findet.

Schlechtestes Konzert: Arap Strap stand da auf der Bühne. Ich mag Arap Strap auf Platte, aber live war er einfach langweilig. Sehr, sehr langweilig. Ein Typ mit Gitarre, der übellaunige Songs singt… aber nicht wirklich singt. Schimpft. Ich liebe seine poetischen Worte sehr und habe ihn auf seinen Alben oft genossen, aber die Show war so langweilig, wie ein weißes Brot ohne Butter zu essen.

Bestes eigenes Konzert: Es ist ein Unentschieden zwischen meiner allerersten Show in St. Petersburg und meiner dritten Show in Moskau. Beide waren randvoll. Die Menschen waren richtig verrückt bei der Show in SPb. Sie haben Bilder mit „Shit’s Fucked“-Symbolik mitgebracht, die sie mir hochhielten, als ich spielte. Sie sind während der Show wie verrückt herumgesprungen. Sie haben geschrien. Sie sind einige Male auf die Bühne gekommen. Es war das erste Mal während meiner Solo-Karriere, dass ich mich wirklich wie ein Rockstar gefühlt habe… Ich meine wie ein richtiger Rockstar. Und die Show in Moskau im vergangenen Jahr war toll, weil sie in einer Halle mit 250 Menschen stattfand. Es war ausverkauft. Es war ein tolles Gefühl von Vollendung. Viele Menschen sind mit Gesichts-MakeUp gekommen, wie ich es auf der Bühne trage. Ich habe viele neue Freunde kennengelernt und tolle seelenvolle Verbindungen nach der Show geschlossen. Es war wunderbar.

Vinyl, CD oder mp3? Vinyl. Mit Abstand. Es geht nicht besser als Vinyl. Es ist warm. Es ist schön. Es ist außerdem so ein tolles Ritual, ein Album auf die Turntables zu legen. Vinyl wird nie sterben.

Download oder Stream? Ich muss Streaming sagen. Ich hätte es lieber, wenn meine Fans meine Arbeit downloaden würden, weil ich dann mehr Geld verdienen würde, aber persönlich streame ich häufiger. Ich nutze jedoch kein Spotify. Ich nutze YouTube. Ich habe Playlisten und finde es eine sehr einfache und bequeme Art, Musik zu spielen… Sofern man einen Adblocker hat. Ohne Adblocker ist es ein Albtraum. Du könntest gerade ruhig zum Drive-Soundtrack chillen, wenn plötzlich eine laute, kreischende Werbung kommt. Die Werbung ist immer lauter als die Musik und das ist immer sehr unangenehm.

Clubkonzert oder Festival? In der Theorie würde ich Festival sagen. Allerdings hatte ich bisher noch nicht das Erlebnis, auf der Mainstage eines Festivals zu spielen, während tausende Menschen mitten am Tag tanzen. Das ist einer meiner Träume. Im Moment habe ich die epischeren Erfahrungen in Clubs gemacht, aber ich träume von einer epischen Erfahrung auf der Mainstage eines Festivals. Ich habe wohlgemerkt auf Festivals gespielt, aber meine bemerkenswertesten Shows waren bisher in Clubs.

Drei Songs, die auf meinem Mixtape nicht fehlen dürfen: –

Welches Album ich auf keinen Fall mit auf eine einsame Insel nehme:

Das ist mein letztes Keyboard mit Songtexten, die darauf geklebt sind… Meine Schummel-Zettel. Mit Katze.

Stephen Paul Taylor (SPT)

 

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Fotos: Promo und Stephen Paul Taylor

 

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