Het Grote Songfestivalfeest 2022 (Konzert-Review)

30 Eurovision-Stars in einer Show – so lautete das Konzept des „Het Grote Songfestivalfeest“ in Amsterdam. Und das ging natürlich voll auf.

Het Grote Songfestivalfeest

Am 17. November 2022 fand schließlich statt, was schon mehrfach angedacht war: die zweite Ausgabe des Het Grote Songfestivalfeest im Ziggo Dome in Amsterdam. Nach der Premiere von 2019 machte zwei Mal die Corona-Situation einen Strich durch die Rechnung der Organisator*innen. Viele der teilnehmenden Acts waren bereits für 2021 gebucht, einige weitere kamen dazu.

So konnte sich das Line-Up mit 15 Sieger*innen und weiteren 15 Acts tatsächlich mehr als sehen lassen. Einzig Sam Ryder sagte seine Teilnahme im Vorfeld ab, ansonsten waren alle wie angekündigt da.

The Roop eröffnen die Show – mal wieder

„Wir werden die Show eröffnen. Das erinnert uns an Rotterdam“, hatten The Roop, 2021 für Litauen auf Platz acht, bereits beim Presse-Event am Nachmittag im Gespräch mit bleistiftrocker.de erzählt. Denn wie damals beim ersten Halbfinale standen sie mit „Discoteque“ auch im nicht ganz ausverkauften, aber trotzdem gut gefüllten Ziggo Dome als erste auf der Bühne.

Und vom ersten Moment an wirkte es, als hätte das Publikum in der Off-Season des ESC die Eurovision-Musik mehr als vermisst. Textsicher wurde alles mitgesungen und bejubelt, der Spirit des Eurovision funktioniert eben auch bei einem solchen Event.

Rekordmann Johnny Logan darf zwei Songs singen

Zu Highlights wurden die Auftritte der Gewinner*innen aus dem alten Jahrtausend: Die Herreys (Schweden 1984), inzwischen alle um oder gar über der 60, stellten eine schmissige Choreografie auf die Beine, an deren Ende sie selbstverständlich ihre markanten goldenen Schuhe trugen. Lenny Kuhr (Niederlande 1969) brachte die Halle mit „De Troubadour“ zum Schunkeln und Singen und Johnny Logan (Irland 1980 und 1987), Rekordsieger des ESC, durfte natürlich gleich seine beiden Gewinnersongs „What’s Another Year?“ und „Hold Me Now“ zum Besten geben.

Herreys
Herreys beim Het Grote Songfestivalfeest

Der emotionale Höhepunkt: die drei ukrainischen Acts direkt hintereinander. Die Auftritte von Jamala (2016), Kalush Orchestra (2022) und Go_A (2021), allesamt ohnehin stark, bekommen ob der aktuellen Situation noch immer eine besondere Tiefe, die trotz der Partystimmung auch an diesem Abend zu spüren war.

Als einziger deutscher Teilnehmer präsentierte Michael Schulte (2018) seine Ballade „You Let Me Walk Alone“ und war mit den ruhigen Tönen nicht alleine, denn auch Gjon’s Tears (Schweiz 2021), S10 (Niederlande 2022) und Duncan Laurence (Niederlande 2019) überzeugten mit ihren Tracks und souveränen Auftritten. Die Überraschung des Abends gelang dagegen Subwoolfer (Norwegen 2022), die während ihrer Performance von „Give That Wolf A Banana“ von Alexander Rybak (Norwegen 2009) an der Geige begleitet wurden – nachdem dieser zuvor natürlich schon seinen eigenen Song „Fairytale“ gespielt hatte.

Subwoolfer & Alexander Rybak
Subwoolfer & Alexander Rybak beim Het Grote Songfestivalfeest
Nur die inszenierte Lovestory geht schief

Wirklich schief ging nur der Versuch der Macher*innen, die vermeintliche Lovestory von TIX (Norwegen 2021) und Efendi (Aserbaidschan 2021) zu inszenieren. Als beide zusammen mit Moderatorin Edsilia Rombley auf der Bühne standen, wurde nur herumgedruckst und vor allem die Sängerin aus Aserbaidschan ging auf keinerlei Anspielung ein und machte schnell klar, einfach nur ihren Song „Mata Hari“ singen zu wollen. Das zweite kleine Ärgernis: Weil die Mehrheit der anwesenden Fans aus den Niederlanden kam, wurden die meisten Ansagen auf Niederländisch gemacht, was die internationalen Besucher*innen zwischenzeitlich ratlos zurückließ.

Das alles konnte jedoch nicht überdecken, dass beim Het Grote Songfestivalfeest 2022 einfach ein großes Hit-Feuerwerk abgebrannt wurde. Fan-Favourites wie KEiiNO (Norwegen 2019), Helena Paparizou (Griechenland 2005), Lordi (Finnland 2006) und Senhit (San Marino 2011 und 2021) luden die Stimmung auf, ehe es ins große Finale überging: Mans Zelmerlöw (Schweden 2015) war wie gewohnt mit „Heroes“ und Strichmännchen am Start und Conchita Wurst (Österreich 2014) trug ihren legendären Siegersong „Rise Like A Phoenix“ vor. Mit dem laut vielen Umfragen besten Song der ESC-Geschichte endete die fast dreistündige Show: „Euphoria“ von Loreen (Schweden 2012). Passend zur Euphorie, mit der das Publikum im Anschluss den Ziggo Dome verließ. Mit einer Eurovision-Dosis, die bis zum baldigen Start der Vorentscheids-Saison halten sollte.

bleistiftrocker.de war bereits am Nachmittag beim Presse-Event im Ziggo Dome, wo sich einige der Acts den Fragen der anwesenden Journalist*innen gestellt haben. Dementsprechend wird es in den kommenden Tagen noch Interviews und Storys rund um das Het Grote Songfestivalfeest hier und als Audio-Snippets auf unserem YouTube-Kanal geben.

 

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Fotos: Nathan Reinds