KONZERT-REVIEW: Madrugada, Oslo, 01./02. Februar 2019

Es ist tatsächlich passiert: Madrugada sind wieder da! Die norwegische Band hat sich mit zwei ausverkauften Konzerten in ihrer Heimat Oslo eindrucksvoll zurückgemeldet.

Madrugada

Dass es gleich zwei Konzerte geben muss, um alle Fans zu bedienen, spricht Bände: Viele haben das Comeback herbeigesehnt, ein Abend im rund 10.000 Menschen fassenden Oslo Spektrum hätte dafür schlicht nicht ausgereicht. Madrugada spielen daher das gleiche Set zweimal, Unterschiede zwischen den beiden Abenden gibt es kaum.

Als am Freitagabend um exakt 20.30 Uhr das Licht ausgeht, ist die Stimmung magisch. Nach dem Intro zu „Vocal“ stehen sie dann wirklich wieder gemeinsam auf der Bühne: Sänger Sivert Höyem, Bassist Frode Jacobsen und Drummer Jon Lauvland Pettersen. Mit dabei haben sie die Musiker Cato Salsa, Christer Knutsen und Erland Dahlen. Und obwohl niemand jemals zu dem Klang eines Tamburins ausrasten sollte, tun 10.000 Menschen in diesem Moment exakt das.

Als Anlass für die Reunion hatte sich das Trio das 20-jährige Jubiläum seines Debüts „Industrial Silence“ ausgesucht. Dass das nicht nur ein leeres Versprechen war, wird schnell klar: Tatsächlich spielen Madrugada in Oslo das komplette Album mit nur leicht vertauschter Reihenfolge im Vergleich zur originalen Tracklist. Bekannte Hits wie „Strange Colour Blue“ und „Electric“ sind also ebenso dabei wie die live umwerfenden, aber eher selten gespielten „Salt“ und „Sirens“. Bemerkenswert, welche Qualität diese alten Songs noch immer haben und wie überzeugend und mit welcher Intensität sie auch im Jahr 2019 noch von Madrugada unters Hallendach im Oslo Spektrum genagelt werden.

Bei den Songs des Debüts bleibt es aber nicht. In einem zweiten Set gibt es noch weitere Songs, darunter das düster-kraftvolle „Black Mambo“ und natürlich der bis heute wohl bekannteste Song der Band, „Majesty“. Ein besonderes Schmankerl bekommen die norwegischen Fans an diesen speziellen Abenden auch noch geboten: Sängerin Ane Brun kommt für den Song „Lift Me“, der in der Heimat ein großer Hit war, auf die Bühne und singt mit Sivert im Duett.

Die Fallhöhe des Madrugada-Comebacks war zugegeben überschaubar, schließlich ist Sivert Höyem in den vergangenen elf Jahren solo unterwegs gewesen und hatte dabei sogar hin und wieder Songs seiner alten Band auf der Setlist. Und trotzdem fällt auf, dass an diesen beiden Abenden einfach alles passt. Cato Salsa, der den 2007 verstorbenen Gitarristen Robert Buras ersetzt, tut das auf eine angenehm unaufdringliche Weise, – er geht nur selten für ein Solo nach vorne an den Bühnenrand – gibt dem Sound der Band aber dennoch das nötige donnernde Fundament.

Zum Ende von „The Kids Are On High Street“ fallen bunte Luftballons von der Decke, die farblich zwar nicht zum düsteren Sound von Madrugada passen, die Stimmung im Oslo Spektrum aber perfekt zusammenfassen. Das sonst so reservierte norwegische Publikum geht im Anschluss an den letzten Song „Valley Of Deception“ jedenfalls kollektiv beseelt durch die eiskalte norwegische Nacht nach Hause.

Und Madrugada? Die haben gerade erst angefangen. Denn die „Industrial Silence“-Show gibt es in den kommenden Wochen und Monaten in ganz Europa zu sehen, auch Tourdaten in Deutschland sind dabei. Im Sommer stehen viele Festivals in Norwegen an, für den Herbst sind wieder einige Clubshows angedacht. Von diesem überfälligen Comeback haben wir also hoffentlich noch sehr lange etwas.

 

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Foto: Knut Aaserud

2 Comments on “KONZERT-REVIEW: Madrugada, Oslo, 01./02. Februar 2019”

  1. Danke für den Bericht!
    „Magisch“ trifft die Stimmung hervorragend, als die ersten Töne von „Vocal“ erklangen. Ein tolles Konzert, für das sich die Reise nach Oslo mehr als gelohnt hat.

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