KONZERT-REVIEW: Suede, Berlin, 29. September 2018

Auftritte von Suede in Deutschland sind nach wie vor rar. Mit ihrem neuen Album „The Blue Hour“ spielten die Briten immerhin ein Konzert in Berlin und begeisterten dabei, auch wenn der Abend kleinere Schönheitsfehler hatte.

Suede

Als Suede ihre rund eineinhalb Stunden lange Show starten, tun sie das hinter einem Vorhang, der am vorderen Bühnenrand gespannt ist. Beim Opener „As One“ wird das effektvoll genutzt, um die Band in verschiedenen Posen als Schatten zu präsentieren. Danach ist diese dünne Trennungslinie zwischen Publikum und Musikern eher ein Hindernis und auch die gestenreiche Bitte um gesangliche Hilfe von Sänger Brett Anderson versandet eher.

Nach einigen Songs ist der Spuk vorbei, der Vorhang wird zur Seite gezogen und es geht richtig los. Bezeichnenderweise mit älteren Songs, bei denen die Stimmung deutlich am besten ist. „We Are The Pigs“, „So Young“ und „Heroine“ direkt hintereinander hauen richtig rein, es wird endlich kräftig mitgesungen in der ausverkauften Columbiahalle.

Apropos: Die Halle ist an diesem Abend, warum auch immer, komplett bestuhlt, was sich im Parkett bereits nach den ersten Takten auflöst. Passend zur mitreißenden Musik stehen beziehungsweise tanzen alle, die Stühle sind eher störend und verhindern außerdem, dass womöglich noch mehr Fans die Show hätten sehen können.

Suede sind jedoch ausnehmend gut drauf, Brett Anderson hüpft wie ein Flummi über die Bühne und gekonnt werden Songs der drei neueren Alben „Bloodsports“, „Night Thoughts“ und „The Blue Hour“ mit älteren Hits vermischt. Auch wenn zwischendrin für zwei ganz neue Stücke noch mal der störende Vorhang bemüht wird.

Das anschließende Hit-Feuerwerk mit Highlights wie „Filmstar“, „Trash“ und „Animal Nitrate“ macht die Zuhörer endgültig glücklich.

Als Brett Anderson schließlich nur mit Akustik-Gitarre alleine auf der Bühne steht, versucht sich das Publikum vergeblich (weil zu unkoordiniert) an einem Geburtstagsständchen für ihn, der an diesem Abend 51 Jahre alt wird. Anschließend zieht er das Verstärker-Kabel aus der Gitarre und gibt in der andächtig stillen Columbiahalle am Bühnenrand eine Unplugged-Version von „The Wild Ones“ zum Besten, die nur daran krankt, dass er die Einsätze leicht verschiebt und das Publikum so kaum richtig mitsingen kann. Trotzdem: ein Gänsehaut-Moment! Im Anschluss bedankt er sich gerührt für „den Respekt und die Energie“, die die Menschen ihm und seiner Band an diesem Abend entgegenbringen. Ein Kompliment, das man so nur zurückgeben kann.

Zum Schluss geben Suede offen zu, „Life Is Golden“ vom aktuellen Album als neuen Abschlusssong auf ihren Konzerten etablieren zu wollen. Obwohl er die Qualität dafür zweifelsfrei besitzt, fehlt das gute alte „Saturday Night“, das früher immer den Abschluss bildetet, an diesem Samstagabend in Berlin. Ein weiterer kleiner Schönheitsfehler, aber auch der kann einem fantastischen Konzertabend kaum etwas anhaben.

 

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CD-Review „The Blue Hour“ auf bleistiftrocker.de
CD-Review „Night Thoughts“ auf bleistiftrocker.de

Foto: Dean Chalkley