INTERVIEW: Savoy

Pal Waaktaar-Savoy ist aktuell nicht nur mit a-ha auf Unplugged-Tour durch Deutschland unterwegs, sondern hat auch mit seiner anderen Band Savoy ein neues Album veröffentlicht. Vor dem Konzert in der Frankfurter Festhalle haben wir uns ausführlich mit ihm und seiner Frau Lauren unterhalten.

Savoy

bleistiftrocker.de: Ist es seltsam, auf einer a-ha-Tour Promo für Savoy zu machen?

Lauren: Es ist schon etwas seltsam.

Pal: Das Savoy-Album war schon vor zehn Monaten fertig. Aber dann kam die a-ha-Unplugged-Sache und man versucht, den Slot zu finden, in dem man es veröffentlichen kann. Es ist schwierig, für alles die Zeit zu finden. Wir haben gerade eine Release-Show mit Savoy in Oslo gespielt und nutzen nun diese Tour, um ein bisschen Promotion zu machen.

Wie war die Release-Show?

Pal: Sie war großartig. Es hat richtig viel Spaß gemacht. Wir haben eine Band gehabt, mit der wir vorher noch nie gespielt haben, aber es war toll. Etwas seltsam, weil wir seit über zehn Jahren nicht live gespielt hatten.

Lauren: Es lief viel besser, als ich erwartet hatte. Wir hatten so lange nicht gespielt, ich dachte, wir seien eingerostet und es würde einige Shows dauern, bis wir wieder in der Spur sind. Aber es war fantastisch.

Pal: Wir haben es auch geschafft, zu relaxen und es zu genießen. Es ist nicht immer nur Stress.

Ihr spielt generell nicht viele Konzerte mit Savoy. Wieso nicht?

Lauren: Ich bin mit anderen Dingen beschäftigt und Pal mit Waaktaar & Zoe, seinem anderen Projekt. Und natürlich mit a-ha. Es ist schwierig, die Zeit zu finden.

Pal: Wir versuchen gerade, für den Sommer Shows zu buchen zwischen den Auftritten mit a-ha. Aber wir haben jetzt eine Band und ein Set, der größte Teil der Arbeit ist also getan.

Wie sieht es mit Deutschland aus? Habt ihr jemals als Savoy ein Konzert hier gespielt?

Lauren: Vor langer Zeit, oder? Auf dieser kleinen Tour?

Pal: Wir haben Promotion hier gemacht, aber an Shows kann ich mich nicht erinnern. Das ist also auf unserer To-Do-Liste.

Pal, schreibst du Songs, wenn du auf Tour bist?

Pal: Ja. Ich habe ein Aufnahme-Setup dabei. Vielleicht keine kompletten Songs, aber ich zwinge mich dazu, jeden Tag etwas zu machen. Als würde man einen Muskel trainieren, eben sein Gehirn dazu zu bringen, musikalische Dinge hervorzubringen. Es ist also auch eine Fingerübung, um frisch zu bleiben.

Und zuhause machst du dann ganze Songs daraus?

Pal: Wenn ich jeden Tag auf einer Tour wie dieser etwas mache, habe ich am Ende einige, sagen wir zwei oder drei, Dinge, die gut genug waren, um zu Songs zu werden.

An welcher Stelle entscheidest du, ob ein Song einer für a-ha oder für Savoy ist – oder für ein anderes deiner Projekte?

Pal: Bei dem neuen Savoy-Album war es so, dass einige Songs schon länger herumgeschwebt sind. Und dann haben wir uns gedacht, dass es cool wäre, ein neues Savoy-Album zu machen. Wenn man sich das vorgenommen hat, schaut man auf die Liste, die man hat und entscheidet, was davon unbedingt auf das Album muss. Man denkt also erst mal daran, wie das ganze Album aussehen könnte.

Wie demokratisch läuft das bei euch ab?

Lauren: Es ist sehr demokratisch. Wir haben einen sehr ähnlichen Geschmack. Deshalb streiten wir nicht darüber, welcher Song auf das Album sollte und welcher nicht.

Pal: Die meisten Menschen denken, es sei sehr seltsam, zusammen zu arbeiten, wenn man verheiratet ist. Sie denken, dass es ein Atomkrieg ist. Das ist bei Savoy aber nicht so. Und dieses Album war eines der einfacheren. Es hat insgesamt nur zwei oder drei Monate gedauert, bis es fertig war. Auch der Mix war locker. Normalerweise kann ich mich leicht in einem Mix verlieren. Aber auch so kann es gehen – sogar bei mir.

Es gibt einen Track namens „Falls Park“ auf dem Album. Stimmt es, dass du ihn im Alter von 16 geschrieben hast?

Pal: Ja, da war ich 16 oder 17. Eigentlich den kompletten Song, ich habe nur noch einen fehlenden Text ergänzt.

Lauren: Als ich den Song zum ersten Mal gehört habe, war mir nicht klar, dass Pal ihn als Teenager geschrieben hatte. Ich dachte, er sei neu. Und der Text handelt von einer Frau mit rotbraunen Haaren im Park. Da habe ich mich gefragt, wer die Schlampe ist. (lacht)

Pal: Ich weiß nicht, ob du dich damit besser fühlst, dass ich da erst 16 war. Vielleicht hätte ich schon wissen müssen, dass ich dich einige Jahre später treffen würde. (lacht) Aber das passiert manchmal mit Songs. Sie sind einfach sehr lange da, bevor dir klar wird, wie sie am besten funktionieren.

Habt ihr einen Lieblingssong auf „See The Beauty In Your Drab Hometown“?

Pal: Die sind alle sehr unterschiedlich. „Manmade Lake“ ist sehr schön rockig. Und dann „Night Watch“, eher unser neuer Sound.

Lauren: Für mich sind es „Weatherwane“ und „Night Watch“.

In den vergangenen Jahren habt ihr zwei ältere Savoy-Alben auf Vinyl neu veröffentlicht. Wart ihr an dieser Entscheidung beteiligt?

Pal: Ja. Wir haben es remastert und editiert. In manchen Fällen konnten wir die alten Albumcover nicht finden und mussten es ganz neu designen.

Und auch euer neues Album wurde auf Vinyl veröffentlicht. Hört ihr selbst auch Musik auf Platte?

Lauren: Ja, auf jeden Fall. Pal ist ein großer Vinyl-Fan.

Pal: Ich versuche, viele neue Bands auf Vinyl zu kaufen. Ich kaufe nicht wirklich die alten Sachen, sondern diese coolen Indie-Bands, die vielleicht 4000 oder 5000 Platten rausbringen und von denen es dann keine zweite Edition gibt, du musst sie also direkt kaufen. Es ist immer sehr schön, sehr physisch. Das mag ich.

Welche Musik hörst du denn privat?

Pal: King Krule, Mild High Club und viele andere. Ich muss mal meine Spotify-Playlist checken. Ich versuche normalerweise, so viel wie möglich aufzusaugen, wenn ich die Zeit finde.

Ihr habt es schon angesprochen, dass ihr als Ehepaar zusammen in einer Band spielt. Könntet ihr euch denn vorstellen, auch gemeinsam mit eurem Sohn zu spielen?

Pal: Ja. Unser Sohn ist sehr musikinteressiert und gerade dabei, seine erste EP zu machen. Und er hat einen sehr guten Geschmack. Die Frage ist eher, ob er mit uns in einer Band spielen will. (lacht)

Pal, als ihr damals Savoy gegründet habt, wolltest du gar nicht selbst singen und ihr habt nach einem anderen Sänger gesucht. Hast du dich mittlerweile an die Rolle gewöhnt?

Pal: (seufzt) Es ist…

Lauren: Hast du nicht! Ich beantworte jetzt einfach mal diese Frage: Hat er nicht. Ich sage ihm immer wieder, dass er ein wunderbarer Sänger ist, er hat so viele Emotionen in seiner Stimme. (wendet sich an Pal) Aber an diese Rolle hast du dich nie komplett gewöhnt, weil du dich selbst als ein Songwriter siehst. Aber ich halte dich auch für einen toller Sänger und Performer.

Pal: Als derjenige, der den Text geschrieben hat, kannst du immer etwas einbringen, das kein anderer Sänger kann. Auf diesem Album haben wir alle unseren Stimmen zusammen genutzt, um einen neuen Sound zu kreieren. Es gibt viele Songs, bei denen wir alle drei singen. Ich glaube, dass ich inzwischen freier und weniger besorgt bin, wie es klingt oder wie es nicht klingt. Jetzt will ich einfach den Song und sein Gefühl hören und nicht allzu kritisch mit dem Gesang sein.

Fühlst du dich denn weniger unter Druck, wenn du für Savoy schreibst?

Lauren: Er hat mehr Spaß, setzt sich aber immer selbst unter Druck. Wenn du Savoy-Alben hörst und die Songs nimmst, die ich singe und geschrieben habe und ihre Produktion anschaust, die ist ein bisschen befreiter als bei den Songs, die Pal gemacht hat. Denn wenn er seine eigenen Dinge macht, nimmt er sie sehr ernst. Bei anderen Sachen ist er etwas lockerer.

Interessieren euch denn Album-Kritiken?

Pal: Nur, wenn sie gut sind. (lacht) Unser erster Manager hat immer gesagt, dass in den Musikkritiken von heute am nächsten Tag Fish und Chips eingepackt werden. Aber ich denke, dass das nur für die schlechten gilt, die guten behalte ich dann doch.

Lauren: Ich würde gerne sagen, dass sie mich nicht interessieren und ich da komplett cool bin. Aber es stimmt natürlich nicht.

Pal: Wobei ich sagen muss, selbst wenn es einfach eine persönliche Nachricht eines Fans ist, gibt es dir auch einen Kick.

Lauren: Genau. Einfach jemand, der dir sagt, dass er das Album gerne mag.

Pal: Oder dem irgendwas Besonderes an einem Song auffällt.

Pal, deine Biografie „Tears From A Stone“ erscheint demnächst in Deutschland und ist auch nach einem Savoy-Song benannt. Wieso hast du dich für diesen Titel entschieden?

Pal: Das Buch hat ein norwegischer Journalist über mich geschrieben. Er ist auch für den Titel verantwortlich.

Magst du den Titel denn?

Pal: Ich liebe ihn! Ich war sehr glücklich, als er ihn mir genannt hat. Ich hatte befürchtet, dass es irgendwas mit „a-ha-Pal“ sein würde.

Lauren: Oder „Take On Me“.

Pal: Was mir sehr gut daran gefällt ist, dass es in dem Song ums Songwriting geht. Und auf Norwegisch klingt er auch sehr cool. Wir haben auch versucht, ihn auf Deutsch zu übersetzen, aber das klang etwas seltsam.

Hat das Internet euer Songwriting verändert?

Pal: Hat es überhaupt einen Effekt auf unser Songwriting? Ich glaube nicht. Es geht eher darum, wie man Dinge veröffentlicht und dass man damit kaum mehr Geld verdienen kann.

Lauren: Wären wir YouTube-Künstler, dann hätte sich da sicherlich etwas geändert, sind wir aber nicht. Vielleicht sollten wir das machen und einen eigenen Channel starten.

Ihr arbeitet also nicht mit Snippets aus dem Internet und bastelt damit herum?

Pal: Mich inspirieren Dinge aus dem Internet nicht wirklich. Eher Filme, Bücher, sowas eben. Oder ich höre einfach Menschen zu, die sich in der Bar unterhalten. Nur sehr wenige Dinge, die ich im Internet gesehen habe, sind in Songs eingeflossen.

Magst du Social Media?

Pal: „Mögen“ ist ein seltsames Wort. Man versucht seit Jahren, mich dazu zu bewegen, mich dort anzumelden – ein Facebook-Profil, eine Playlist anlegen und so. Aber eins nach dem anderen. Ich habe mit Instagram angefangen, weil ich gerne fotografiere.

Lauren: Du bist süchtig nach Instagram! Und ich finde, dass Pal auf Instagram richtig gut ist. Dort sieht man eine andere Seite der Menschen und er ist ein sehr guter Fotograf.

Habt ihr euch denn schon daran gewöhnt, euch über Social Media zu promoten?

Pal: Wir versuchen es. Bei diesem Album haben wir zum ersten Mal richtig versucht, Videos zu machen. Man steckt jetzt viel mehr Zeit und Geld in die Videos und gibt kaum noch Interviews. Man muss sehr kreativ sein und coole Dinge mit wenig Geld machen. Es geht also um die Ideen.

Lauren: Ich wünschte, wir wären mehr wie Mac DeMarco. Er ist einfach so cool vor der Kamera und nimmt alles einfach mit seinem Smartphone auf. Aber dafür musst du die Persönlichkeit haben.

Oder man muss sich einfach mit der Zeit dazu entwickeln.

Lauren: Ja, vielleicht.

Pal: In diesem Leben nicht mehr.

Lauren: Aber ich fand es sehr witzig, als wir uns gegenseitig mit unseren Smartphones am Strand interviewt haben. Davon könnten wir mehr machen.

Pal, du hast a-ha, Savoy und auch noch einige andere Projekte. Gibt es schon konkrete Pläne, was bei dir als nächstes kommt?

Pal: Wir würden gerne mehr Savoy-Shows spielen in diesem Sommer. Im Moment arbeiten wir am nächsten Savoy-Video für die dritte Single. Und dann mache ich mir Gedanken um das nächste Album, was auch immer es wird.

 

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CD-Review „See The Beauty In Your Drab Hometown“ auf bleistiftrocker.de

Foto: Jason Brandenberg