Friede Merz berichtet von Missbrauchserfahrung in der Jazz-Szene

Musikerin Friede Merz hat ein ausführliches Statement veröffentlicht. Darin beschreibt sie unter anderem eigene Missbrauchserfahrungen an einer Musikhochschule.

Friede Merz

Der ausführliche Text, der mit „Missbrauch im deutschen Jazz und an Musikhochschulen“ überschrieben ist, erschien am Dienstagabend auf Deutsch und Englisch im Blog auf ihrer Homepage. „Es geht nicht darum, Personen zu kritisieren, sondern deren Verhalten in bestimmten Situationen. Ich kann jemandes Verhalten kritisieren und daraus auch Konsequenzen ziehen, ohne dafür die gewaltausübende Person zum Monster zu erklären“, schreibt Friede Merz gleich zu Beginn.

Dann erzählt sie, wie sie mit 24 Jahren am Jazz Institut Berlin für ihr zweites Musikstudium angenommen wurde. „Meine Studienzeit war geprägt von den hochschulinternen politischen Konflikten, sowie Gewalt, Diskriminierung und Missbrauch von Studierenden, welche durch die vergiftete Atmosphäre und durch strukturelle Schutzlücken begünstigt, normalisiert und toleriert wurden.“ Weder die Fachbereichsleitung, noch die Hochschulleitung seien vertrauenswürdig gewesen.

Isolation und Manipulation durch Professor

So habe ein deutlich älterer Professor sich ihr gezielt angenähert. Die Situation mündete demnach in eine zweijährige Beziehung, in der die Musikerin isoliert und manipuliert wurde.  Auch die Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule, die Merz nach langem Zögern in die psychische Gewalt des Professors eingeweiht hatte, riet ihr, darüber zu schweigen.

Weil Friede Merz das Geschehen selbst sehr ausführlich beschrieben hat und wir ihr natürlich auch nicht ihre eigene Erzählung wegnehmen wollen, empfehlen wir euch dringend, hier ihren ganzen Text zu lesen. Denn, auch das ist im Kontext von Musik und Freiberuflichkeit ein wichtiger Aspekt: „In diesem Statement stecken jahrelange unbezahlte Arbeit, die ich lieber mit Musik machen verbracht hätte.“

Den Betroffenen zuhören

Friede Merz leistet zusätzlich zu ihrem Erlebnisbericht noch viel Aufklärungsarbeit rund um die Themen Grooming, Machtmissbrauch und Co.  Dabei zeigt sie auch die Grenzen des Rechtsstaats auf. „Strafrechtlich war nichts von dem, was geschah, relevant. Ob etwas vor dem Gesetz relevant ist oder nicht, macht das Geschehene aber nicht falsch oder richtig“, sagt sie. „Wenn wir Betroffenen zuhören, können wir die Fehler im System aufspüren und sehen, wo die Strukturen in unseren Räumen Gewalt, Diskriminierung und Missbrauch begünstigen.“

Auch einige Beschreibungen von anderen Betroffenen von Machtmissbrauch an Musikhochschulen, national wie international, finden sich im Text. Zudem gab es unter dem Instagram-Post, in dem Friede Merz ihr Statement angekündigt hatte, bereits Kommentare, in denen ähnliche Erlebnisse angedeutet wurden.

Friede Merz hatte 2018 die EPs „Denmark Street“ und „Daisy Lane“ veröffentlicht. 2020 folgte „Two Old Ladies – Lost Tapes“, eine EP mit iPhone-Aufnahmen von einer Session mit dem isländischen Gitarristen Daniel Fridrik Bödvarsson.

 

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Foto: Promo

 

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