INTERVIEW: Barbara Pravi

Barbara Pravi ist durch ihren Auftritt beim Eurovision Song Contest 2021 in ganz Europa bekannt geworden. Wir haben uns mit der französischen Sängerin per Zoom unterhalten.

Barbara Pravi

Mit bleistiftrocker.de spricht die 28-Jährige unter anderem über ihr aktuelles Album, Auftritte in Deutschland und ihre Zeit in Rotterdam.

bleistiftrocker.de: Dein Album „On N’enferme Pas Les Oiseaux“ ist nun seit einigen Wochen draußen. Bist du zufrieden damit, wie es angenommen wurde?

Barbara Pravi: Ja. Ich hatte noch gar nicht die Zeit, es wirklich zu realisieren, weil ich gerade so viel zu tun habe. Aber die Menschen lieben es und ich bin sehr stolz.

Gibt es das Album eigentlich auch auf Vinyl?

Ja, seit dem 08. Oktober.

Stimmt es, dass du selbst gerne Schallplatten hörst?

Ja. Schau dir nur mein Regal an. Ich liebe es, französische Musik zu hören. Aber ich habe keine Lieblingsplatte.

Du hast im September ein Konzert in Deutschland gegeben bei einem Festival in Marienwerder. Wie war es?

Es war so cool. Es war ein lustiges Festival, da waren überall tanzende Menschen, die wie Märchenfiguren angezogen waren. Ich war ein bisschen gestresst, bevor ich auf die Bühne gegangen bin, weil es mein erstes Konzert außerhalb von Frankreich war. Aber es war sehr cool. Das deutsche Team, das mich dort erwartet hat, war sehr nett. Und auch die Menschen dort waren sehr nett. Das ist schon besonders, vor Menschen auf Französisch zu singen, die nicht verstehen, was du sagst.

Weißt du schon, wann du wieder für Konzerte nach Deutschland kommen wirst?

Ich weiß es nicht. Aber ich hoffe sehr bald. Mir wurde gesagt, dass sie hier neue Konzerte für mich organisieren wollen. Und ich hoffe, dass ich wiederkommen kann.

Was sind deine Erinnerungen an die drei Minuten, in denen du im ESC-Finale in Rotterdam auf der Bühne standest und deinen Song „Voilà“ performt hast?

Das einzige, was ich wollte, war nach Hause gehen, also dass es vorbei ist. Die Sache ist die: Die Menschen sehen nur den Finaltag, aber davor gibt es zwölf Tage, an denen wir mehrmals täglich immer wieder dasselbe machen. Am Ende weißt du gar nicht mehr, wie du heißt und was gerade passiert. Nach den zwölf Tagen habe ich gedacht: Oh mein Gott, das ist jetzt das letzte Mal und danach kann ich zurück nach Hause, auch wenn das natürlich ein seltsamer Gedanke in deinem Kopf ist. Das sind jetzt meine letzten drei Minuten, ich muss alles geben und dann ist das meine Erlaubnis, wieder heimzufahren.

Bist du denn mit deiner Zeit in Rotterdam insgesamt zufrieden?

Natürlich. Die Menschen dort waren so nett. All die anderen Kandidaten und die ESC-Fans sind wirklich Engel. Allerdings ist das Konzept der Show gar nicht mein Ding. Ich bin diskreter als diese TV-Shows und all diese Zurschaustellung. Es ist etwas, das von meinem eigentlichen Leben weit entfernt ist. Da musst du versuchen, noch zum Atmen in der Lage zu sein. Aber die ganze Erfahrung war verrückt. Sowas erlebt normalerweise niemand, ich bin also sehr glücklich.

Hast du noch Kontakt zu anderen Teilnehmern?

Ich habe Kontakt zur russischen Sängerin Manizha, der litauischen Band The Roop und manchmal schickt man sich Nachrichten auf Instagram. Aber ich bin sehr fokussiert auf meine Arbeit.

Im Dezember steht der Junior Eurovision Songcontest in Paris an. Wirst du dort involviert sein?

Nein, ich habe viele andere Dinge zu tun. Aber ich hoffe, dass ich dort sein werde. Sie haben mich noch nicht kontaktiert.

Du hast den Siegersong des vergangenen Jahres, „J’imagine“, mitgeschrieben und schreibst auch häufig Songs für andere Künstler. Wie wechselst du den Modus, wenn du nicht für dich, sondern für andere schreibst?

Es ist so cool, für Kinder zu schreiben. Mein Traum ist es, etwas für Disney zu komponieren. Aber ansonsten muss ich nicht wechseln, weil es nicht dieselbe Übung ist. Ich kann nicht so für andere schreiben, wie ich es für mich tue und ich kann nicht für mich schreiben, wie ich es für andere tue. Es ist nicht derselbe Teil meines Gehirns. Immer, wenn ich mit dem Schreiben beginne, weiß ich nach spätestens zehn Minuten, ob der Text für mich oder jemand anderen ist. Und wenn ich für andere schreibe, ziehe ich es auch vor, sie zu treffen und mit ihnen zu sprechen. Denn ich mag es, über ihre Geschichten zu schreiben.

Triffst du dich dann alleine mit ihnen oder nimmst du auch an Songwriting-Camps teil?

Ich habe auch schon an Songwriting-Camps teilgenommen. Inzwischen bevorzuge ich es aber, direkt mit der Person zu tun zu haben. Ich liebe die Energie von Songwriting-Camps, es macht Spaß, andere Songwriter zu treffen und Spaß zu haben. Aber ich glaube nicht, dass es ein guter Weg ist, um Songs für andere zu schreiben. Für mich ist es wichtig, dass der Song zur Person passt.

Du hast neulich ein Bild von dir gepostet, auf dem du direkt neben Ed Sheeran standest. Wie ist das passiert?

Wir haben zusammen eine TV-Show gemacht. Ehrlich gesagt stand ich zwar neben ihm auf dem Foto, ich habe aber nicht mit ihm gesprochen. Wir haben nur „Hey, wie gehts dir? Cool!“ gesagt und das war es. Wir waren am Ende der Show eben alle zusammen auf der Bühne. Sein Auftritt war toll.

Du holst dir bekanntlich Inspiration aus alten französischen Chansons. Kannst du auch der aktuellen Popmusik etwas abgewinnen?

Ich höre tatsächlich manchmal Popmusik. Aber es löst tief in mir drin keine Emotionen aus. Ich muss berührt werden und Dinge fühlen, das gibt mir Popmusik nicht wirklich. Aber sie gibt mir das Wissen, was ein guter Song sein kann, ich erkenne gute Konstruktionen. Um für andere zu schreiben, inspiriert mich Popmusik. Für mich aber nicht wirklich.

Was dich aber auf alle Fälle inspiriert sind Vögel. Du hast sie nicht nur für deinen Albumtitel gewählt, sondern auch für deine Visuals in Rotterdam. Warum?

Sie sind frei, die einzigen freien Dinge auf der Welt. Sie können sich bewegen, sie können ihre Flügel ausbreiten und abhauen. Wenn ich Vögel sehe, werde ich emotional.

Du hast auch schon häufig Charles Aznavour als Inspiration genannt. Er hat einige seiner Songs auch auf Englisch und Deutsch aufgenommen. Wäre das auch etwas für dich und deine Lieder?

Ja, warum nicht? Ich denke gerade nicht daran, aber warum in Zukunft nicht auf Deutsch, Italienisch, Englisch oder Spanisch? Das wäre sehr cool.

 

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Foto: Alexia Abakar

 

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