Rosa Linn: „Ich fühle mich endlich wie eine professionelle Künstlerin“

Mit dem Song „Snap“ ist Rosa Linn nach dem Eurovision Song Contest 2022 durchgestartet. Wir haben uns mit der armenischen Sängerin unterhalten.

Rosa Linn

Im Mail-Interview mit bleistiftrocker.de spricht Rosa Linn unter anderem über den Erfolg von „Snap“, die Zeit beim ESC, den Song mit Duncan Laurence und lüftet außerdem das Geheimnis, das für sie hinter dem Datum 22. Juni steckt.

 

bleistiftrocker.de: An welchem Punkt hast du gemerkt, dass „Snap“ nach deinem 20. Platz beim ESC zum großen Hit werden würde?

Rosa Linn: Es ist um den 22. Juni herum passiert, was sehr symbolisch ist, denn über dieses Datum singe ich in „Snap“. Und ich glaube Menschen, die es beim ESC toll fanden, haben einfach angefangen, es viel zu streamen und den „Snap“-Tag zu feiern. Und so ging es auf TikTok viral.

Wie fühlt es sich für dich an, deinen Song im Radio zu hören?

Ich hätte nie erwartet, dass meine Karriere so schnell Fahrt aufnimmt. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ich aus einer kleinen Stadt in Armenien komme, von der es sehr schwer ist, sich zu lösen und auf der ganzen Welt gehört zu werden. Für mich fühlt es sich noch immer wie ein unmöglicher Traum an.

Was bedeutet es dir, bei Columbia Records unterschrieben zu haben?

Als Künstlerin bei einem Major Label unterschrieben zu haben ist ein ganz neues Level. Ich fühle mich endlich wie eine professionelle Künstlerin. Ich hatte immer Unsicherheiten und Zweifel in meinem Kopf, aber trotzdem auch ein Bauchgefühl, dass ich es schaffen würde. Und ich glaube Columbia ist ein großer unterstützender Faktor.

Wann können wir dich in Deutschland auf der Bühne sehen?

Ich hoffe sehr, dass ich im Frühjahr 2023 eine Tour durch Europa machen kann und ich bin sicher, dass Deutschland eines der Länder ist, die ich besuchen werde. Ich freue mich sehr darauf, unterwegs zu sein und wieder mit meinem Publikum in Kontakt zu treten.

Wie bereitest du dich darauf vor, im kommenden Jahr in den USA Support für Ed Sheeran zu spielen?

Als ich die Neuigkeiten von meinen Managern gehört habe, hat mich das absolut umgehauen. Ich hätte mir nie vorstellen können, diese Gelegenheit nach der Veröffentlichung meiner zweiten Single zu haben. Ich arbeite hart daran, neue Songs zu schreiben und eine großartige Setlist für diese Tour zu haben. Ich möchte wirklich bei jeder einzelnen Show mein Bestes geben.

Kannst du beschreiben, wie du in einer kleinen armenischen Stadt zur Musikerin wurdest?

Ich glaube, ich hatte großes Glück mit meinen Eltern, denn sie brachten mich mit sechs Jahren auf eine Musikschule und ich lernte Klavier spielen. Dann wollte ich auch Gitarre spielen und fing an, eigene Songs zu schreiben. Aber zuerst war es nur eine Möglichkeit, mit meinen Gefühlen umzugehen und mich einfach durch Musik auszudrücken. Es fühlt sich immer noch so an, aber im Moment ist es auch mein Job. Und es ist eine Möglichkeit, mit vielen Menschen in Kontakt zu treten und meine Geschichte mit ihnen zu teilen.

Wie können wir uns die Musikszene in Armenien vorstellen?

Es unterscheidet sich sehr von dem, was ich mache. Ich liebe armenische Volkslieder, aber ich denke, seit einigen Jahren hat sich die Musik in meinem Land zu etwas gewandelt, das ich nicht wirklich höre. Aber in diesen Tagen sehe ich, dass meine Generation beginnt, das Niveau wieder nach oben zu bringen. Was sich für mich toll anfühlt, ein Teil dieser „Revolution“ zu sein.

Wie würdest du dein ESC-Erlebnis insgesamt beschreiben?

Die ESC-Zeit war eine der glücklichsten meines Lebens. Ich habe viel über mich selbst gelernt und bin als Mensch und als Künstlerin gewachsen. Seit ich ein Kind war, habe ich mit meinen Eltern den ESC geschaut und ich hatte die Chance, mein Land auf dieser Bühne zu vertreten. Es fühlte sich an, als wäre ich auf dem Gipfel der Welt. Ich war sehr inspiriert, nach dem Eurovision Song Contest wieder zu schreiben. Und meine Karriere geht mit einer Raketengeschwindigkeit nach oben. Ich bin dem ESC also sehr dankbar.

Woran erinnerst du dich, wenn du an die drei Minuten auf der Bühne im ESC-Finale denkst?

Ich war überhaupt nicht nervös, ich habe nur mein Lied gesungen und mich euphorisch gefühlt. Der glücklichste Moment meines Lebens.

Wärst du in Zukunft gerne wieder ein Teil des Eurovision Song Contest – als Sängerin, Songwriterin oder was auch immer?

Das wäre ich gern. Aber eher als Songwriterin. Ich möchte wirklich weiterhin ein Teil des ESC sein, weil ich ein großer Fan bin und er meine Karriere so stark beeinflusst hat.

Hast du noch Kontakt zu anderen Acts aus deinem Eurovision-Jahrgang?

Ja, manchmal schreiben wir uns oder kommentieren in den sozialen Medien. Leider leben wir alle in verschiedenen Ländern und ich vermisse es sehr, Zeit mit den anderen zu verbringen, weil wir alle so eine gemeinsame Erfahrung gemacht haben. Ich habe Cornelia Jacobs gesehen, als ich in Stockholm aufgetreten bin, und ich bin zu Maros Konzert in L.A. gegangen. Es war wunderbar, sie wiederzusehen.

Wie kam es dazu, dass du mit Duncan Laurence den Song „WDIA (Would Do It Again)“ aufgenommen hast?

Duncan war einer der ersten Künstler, der sich nach dem Erfolg von „Snap“ bei mir gemeldet hat. Wir haben uns über soziale Netzwerke verbunden und in Stockholm getroffen. Als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe, hatte ich das Gefühl, ihn mein ganzes Leben lang zu kennen. „WDIA“ wurde schon vor einer Weile geschrieben, aber es fehlte immer etwas. Als ich Duncan den Song im Studio singen hörte, wurde mir klar, dass seine Stimme das fehlende Element war. Also haben wir beschlossen, ein Duett zu veröffentlichen.

Und worum geht es in dem Song?

„Would Do It Again“ ist für mich ein so besonderer Song, weil er eine weitere Schicht von dem freilegt, worum es in „Snap“ geht. Alle haben mich ständig gefragt: „Was ist am 22. Juni passiert?“ – zu einer Zeile im zweiten Vers von „Snap“. Ich hatte anfangs Angst, mich zu öffnen und persönlicher zu werden, aber da „Snap“ so gut angenommen wird und die Leute mehr wissen wollen, fühle ich mich nun sehr sicher, tiefer in meine Geschichte einzutauchen: Der 22. Juni war der letzte Tag, an dem ich die Person gesehen habe, in die ich verliebt war … Das einzige Problem war, dass er es nicht wusste. Es war schwer genug, in seiner Nähe zu sein, ohne zu sagen, was ich fühlte, aber es war viel schwerer, dass er überhaupt nicht in meinem Leben war. Und mir wurde klar, dass ich es noch einmal tun würde, wenn es zumindest bedeutete, dass er in meinem Leben sein würde.

 

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Foto: Sony Music

 

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