ALBUM-REVIEW: Husten – Aus allen Nähten

Die Bandgeschichte von Husten ist eine Achterbahnfahrt. Diese führt das Trio nun etwas überraschend zu einem kompletten Album.

Husten

Es ist schon eine spezielle Reise, die die Band Husten bis hierhin hingelegt hat. Zunächst sollte es einfach nur eine EP pro Jahr geben. Das hielt das Trio zunächst ein, jetzt musste es dann aber doch ein Album sein. Eine bemerkenswerte Entwicklung für eine Combo, die zunächst nur für andere Projekte ungenutzte Songideen verwerten wollte.

Und dann wäre da noch die Live-Sache: Ursprünglich wollte man gar nicht live auftreten. Dann wurden mit großem Vorlauf Daten angekündigt, die wegen Corona jedoch immer wieder verschoben werden mussten. Mit der Folge, dass es bis heute kein einziges Konzert von Gisbert zu Knyphausen, Moses Schneider und dem dünnen Mann gegeben hat – das soll sich aber noch in diesem Monat ändern.

Songs mit vielen Facetten

Entsprechend mussten die Songs von „Aus allen Nähten“ ohne jeden Konzerttest auskommen. Da wir es aber mit erfahrenen Künstlern zu tun haben, muss uns das keinerlei Sorge bereiten. Denn Gisbert zu Knyphausens Stimme ist klar wie eh und je, er entführt uns häufig in unglückliche Geschichten und träumerische Sequenzen.

Dass selbst die einzelnen Stücke in sich viele Facetten haben können, zeigt direkt der Opener „Weit leuchten die Felder“. „Manchmal träum ich von Träumen“ hat eine herrliche Zerrissenheit, „Ja im Sinne von Nein“ ist dagegen als kürzester der zehn Tracks durchaus punkig geraten.

Auch Sophie Hunger ist dabei

„Hier ist jemand dessen Liebe für dich platzt aus allen Nähten“, heißt es im Titeltrack, der die immer greifbare Melancholie besonders gut verkörpert. „Maria“ nervt dann mit Kirchenglocken im Hintergrund und erfreut durch ein starkes Instrumentengewitter kurz vor Schluss.

Besonders gut ist aber der Track, der mit einem Gaststar aufwarten kann: Zu „Dasein“ steuert die wundervolle Sophie Hunger ihren Teil bei, zusammen mit Gisbert zu Knyphausen ergibt das ein herrliches Duett, das sich in verschiedenen Kontexten verliert.

„Am Ende der Stadt steht ein gelbes Haus“ gibt dann den perfekten Schlusssong: Er fängt ruhig an und spielt sich hoch – bis zur Zeile „Komm her, ich hab dir das Schönste noch gar nicht erzählt“. Husten jedenfalls haben gezeigt, dass sie längst mehr als eine Band für die Restverwertung sind. Und jetzt ab auf die Bühne!

 

Albuminfos Husten – Aus allen Nähten

Husten - Aus allen NähtenKünstler: Husten
Albumname: Aus allen Nähten
VÖ: 13.05.2022
Label: Vikram
facebook.com/Hustenmusik

 

Fotos: Husten und Promo

 

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