Luxembourg Song Contest, Esch, 27. Januar 2024 (Review)

Wieviel Bock kann man auf das Comeback haben? Luxemburg stellt zur ESC-Rückkehr mal eben einen Mini-Eurovision auf die Beine.

Naomi Ayé, Luxembourg Song Contest 2024

Eigentlich ist der Titel „Luxembourg Song Contest“ durchaus anmaßend. Die Samstagabend-Primetime-Show erfüllte allerdings genau das. Denn der Vorentscheid in Esch war nicht weniger als die luxemburgische ESC-Version.

Natürlich alles eine Nummer kleiner – in der Rockhal finden bei Konzerten rund 6500 Menschen Platz – aber von Produktionsseite könnte man die Show fast als Bewerbung für die Austragung des großen Eurovision Song Contest verstehen.

Ein Rahmenprogramm voller ESC-Sieger

31 Jahre lang war Luxemburg von der ESC-Bildfläche verschwunden, beim ersten Vorentscheid seit sehr langer Zeit gaben sich dennoch zahlreiche ESC-Stars die Ehre. Nicht weniger als sechs ehemalige Sieger und Siegerinnen waren im Rahmenprogramm des Luxembourg Song Contest 2024 zu sehen, zahlreiche weitere schickten Video-Grüße. Beeindruckend.

Einen weiteren großen Namen gab es im Moderationsteam: Désirée Nosbusch, auch in Deutschland bestens bekannt, führte mit Begeisterung und einem Strahlen durch den Abend. Während in anderen Ländern die Hosts gerne mal durch mehrfache ironische Brechung einen gewissen Abstand zum Contest einnehmen, waren Nosbusch und ihre Kollegen*innen mit Eifer mittendrin. Und das, obwohl in der Generalprobe noch ordentlich Sand im Teleprompter-Getriebe war, was Nosbusch zwischenzeitlich kopfschüttelnd mit einem „Was für ein Durcheinander“ quittierte.

Die Politik als treibende Kraft

Besagter Eifer war übrigens auch im Umfeld des Wettbewerbs zu spüren. Die Rockhal war ausverkauft und das Team hinter den Kulissen hatte sichtbar Spaß. Und selbst Premierminister Luc Frieden war dabei – die ESC-Rückkehr des Landes war auch ein Wunsch der (alten) Regierung. Die neue hält daran hoffentlich fest, selbst wenn es im großen Contest mal nicht so gut laufen sollte.

 

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Und dann wären da noch die wichtigsten Menschen des Abends: die Künstler und Künstlerinnen. Die Auswahl war vorzüglich, außer Tali hätten gut und gerne noch drei oder vier andere gewinnen können und hätten einen würdigen ESC-Song gehabt, so hoch war die Qualität. Dafür wurde allerdings auch nichts dem Zufall überlassen: Mehrere Acts verrieten im Interview mit bleistiftrocker.de beim Presse-Event, dass sie sich eigentlich mit eigenen Songs beworben hatten, ihnen später jedoch andere zugeteilt wurden – übrigens ging es auch Siegerin Tali mit „Fighter“ so. Die Praxis ist beim Auswählen von ESC-tauglichen Songs übrigens auch in anderen Ländern durchaus gängig. Und die Performances gaben den Entscheider*innen in den allermeisten Fällen Recht.

Statement und Liebeserklärung

Die Probleme in der Show beschränkten sich auf Kleinigkeiten. Diese sind allerdings, das würde jede Produktionsfirme bestätigen, besonders ärgerlich. Bauchbinden mit falschen Künstler- und Songnamen aus der Probe konnte man zumeist noch schnell korrigieren (sie gehören allerdings zu den Dingen, die bei so einer Show von Anfang an richtig sitzen sollten), allerdings hieß der Song von Krick in der ersten Online-Abstimmungsrunde fälschlicherweise „Berlin In The Rain“ – warum auch immer.

Insgesamt geht das, was Luxemburg am vergangenen Samstag auf die Beine gestellt hat, deutlich über ein wohlwollendes „Schön, dass sie wieder da sind“ hinaus. Der Luxembourg Song Contest 2024 war ein Statement und eine Liebeserklärung an den Eurovision Song Contest. Dem das kleine Land ab jetzt hoffentlich wieder lange erhalten bleiben wird.

Hier kann man den Luxemburg Song Contest 2024 im Re-Live anschauen.

 

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Foto: Sonja Riegel / bleistiftrocker.de

 

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