Måneskin – Rush (Review)

Seit knapp zwei Jahren sind Måneskin die Rock-Sensation schlechthin. Ihr Album „Rush“ kann das jedoch nur bedingt einfangen.

Måneskin

Sieg beim Sanremo-Festival, Sieg beim Eurovision Song Contest – 2021 startete die italienische Band durch. In der Folge gab es immer wieder neue Singles, aber vor allem die Inszenierung des Rock’n’Roll-Lifestyles auf ihren riesigen Instagram-Profilen.

Für die internationale Karriere wurde das Italienisch als Gesangssprache größtenteils verbannt, auf „Rush“ sind die meisten Tracks auf Englisch. Und es gibt sehr viele von ihnen: 17 Songs sind insgesamt auf dem Album, fast eine Stunde Musik. „Das letzte Album war sehr kurz, wir haben uns schuldig gefühlt“, sagt Sänger Damiano David dazu. „Teatro d’Ira Vol. 1“ von 2021 hat das Quartett auch in dem Sinne hinter sich gelassen, als dass es zunächst kein „Vol. 2“ geben wird.

Die Attitüde reißt es raus

Stattdessen legen Måneskin auf „Rush“ mit ihrer Rock-Attitüde los. Und die ist eindeutig das Beste, das die Band zu bieten hat. Die Songs haben zwar aufregende Elemente wie spannende Riffs, gute Basslinien und den ausdrucksstarken Gesang, aber besonders vielseitig wird das auf Albumlänge nicht. Gaststar Tom Morello macht „Gossip“ da noch zu einem der besten Songs – hier geht es ähnlich wie auf „Supermodel“ um die Oberflächlichkeiten in der Wahlheimat USA.

„You’re not iconic, you are just like them all“, heißt es in jenem Track. Und natürlich sind Måneskin mit ihrem Stil iconic, mit ihrer Musik sind sie es aber nur bedingt. Die meistens hyper-ironische „I wanna fuck, I’m too druck“-Inszenierung wie bei „Bla bla bla“ wird mit der Zeit anstrengend. Und während in Songs von Drogen gesungen wird, waren Måneskin nach dem ESC sehr schnell darin, zu beweisen, dass Sänger Damiano den Abend in Rotterdam clean verbracht hat. Dazu sind die Texte auf „Rush“ meist eher platt und wenig einfallsreich.

Symbolische Hochzeit zur Album-VÖ

Einen Twist haben die vier Italiener*innen jedoch in „Rush“ eingebaut: Nachdem ihr Glamrock irgendwann monoton geworden ist, hauen sie ganz am Ende noch die beiden Single-Hits „Mammamia“ und „Supermodel“ raus, die die Qualitäten der Band unterstreichen. Wahrscheinlich ist es auch vermessen, sich 17 solcher Single-Hits zu wünschen, selbst wenn Måneskin inzwischen mit Preisen überhäuft und als neue Generation des Rock’n’Roll gefeiert werden. Aus der Band, die einst auf den Straßen ihres Heimatlandes gespielt hat, ist eben eine gut inszenierte Musikmaschine geworden.

Stichwort Inszenierung: Zur Feier des Album-Release gaben sich die vier Bandmitglieder*innen bei einer „Hochzeit“ symbolisch das Ja-Wort. Dass diese vier eine Einheit sind, hätte man ihnen allerdings auch so abgenommen.

 

Albuminfos Måneskin – Rush

Måneskin - RushKünstler*innen: Måneskin
Albumname: Rush
VÖ: 20.01.2023
Label: SMI / RCA
instagram.com/maneskinofficial

 

Fotos: Delacroix und Promo

 

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