KONZERT-REVIEW: Eurovision in Concert 2022

Das Klassentreffen des Eurovision-Jahrgangs ist endlich wieder da! Am Wochenende fand das Eurovision In Concert 2022 in Amsterdam statt.

Eurovision In Concert 2022

Auf die 12. Ausgabe mussten die Macher*innen sehr lange warten – 2020 und 2021 konnte das Event wegen Corona nicht ausgetragen werden.

An jenem 09. April 2022 ist aber alles wie früher: Das Afas Live ist proppenvoll, tausende ESC-Fans feiern masken- und hemmungslos. Das geht direkt mit den Support-Acts los, wie jedes Jahr einige Ex-Teilnehmer*innen aus alten Zeiten. Maggie MacNeal darf ihren Kulthit „Amsterdam“, der sonst kurz vor Konzertbeginn vom Band kommt, dieses Mal live zum Besten geben. Und auch Getty Kaspers, ehemalige Sängerin von Teach-In, ist da. Ihren Sieger-Song „Ding-a-dong“ singt sie dann aber doch nur im Vollplayback.

Cornelia Jakobs muss mit positivem Coronatest passen

Den Kern des über dreistündigen Konzertabends bilden aber auch dieses Mal die Auftritte der Acts aus dem aktuellen Eurovision-Jahrgang. WRS aus Rumänien eröffnet den Reigen von insgesamt 27 Ländern, die vertreten sind. Bei 40 Teilnehmenden in Turin ist das mal wieder eine sehr ordentliche Quote, zumal Cornelia Jakobs aus Schweden erst kurz vor dem Konzert wegen eines positiven Coronatest absagen musste.

Und so sammeln die Fans in der Halle munter Eindrücke der Sänger*innen, die ihrerseits die Stimmung dankbar aufsaugen – nicht wenige zücken sogar ihr Handy, um den Moment auf der Bühne festzuhalten.

Das Eurovision In Concert 2022 hat allerdings ein Problem: die Technik. Der Sound ist häufig nicht gut balanciert, mehrere Acts haben zu kämpfen. Das wird bei We Are Domi aus Tschechien am sichtbarsten – die Band ist den halben Auftritt lang damit beschäftigt, wild zu den Mitarbeiter*innen am Bühnenrand zu gestikulieren. Und auch Loreen, die als Siegerin von 2012 zwischendurch auf der Bühne steht, ist nicht immer gut zu hören.

Doch auch in Sachen Bühnenpräsenz gibt es deutliche Unterschiede: Einigen Acts merkt man eine gewisse Schüchternheit an, beispielsweise den jungen Musiker*innen von LPS aus Slowenien oder auch Ochman aus Polen, der dennoch eine starke Gesangsleistung hinlegt.

Viel Applaus für Malik Harris

Andere wie Stefan aus Estland oder Sam Ryder aus Großbritannien nehmen die Bühne und damit auch die Fans sofort für sich ein. Hinzu kommen starke Choreografien: So haben beispielsweise Chanel aus Spanien oder Jeremie Makiese aus Belgien Tänzer*innen dabei, die die Performance zusätzlich aufwerten und vermutlich schon mal Hinweise auf ihre Bühnenshow für Turin geben.

Deutschlands Starter Malik Harris braucht all das aber gar nicht: Er steht alleine mit Gitarre auf der Bühne, seine Loop-Station ist dieses Mal nicht dabei. Dennoch legt er einen starken Auftritt hin und man merkt, dass er schon zahlreiche Erfahrungen mit Darbietungen vor vielen Fans gesammelt hat. Sein Song „Rockstars“ bekommt viel Applaus.

Richtige Partystarter sind LUM!X und Pia Maria aus Österreich, deren Song „Halo“ für einen solchen ausgelassenen Abend wie gemalt ist. Subwoolfer aus Norwegen setzen mit ihrer schrägen „Give That Wolf A Banana“-Performance dann noch einen drauf.

Kalush Orchestra sammelt für die Ukraine

Der emotionale Höhepunkt ist der Auftritt des Kalush Orchestra aus der Ukraine. Die Band ist tatsächlich gerade auf Promotour und konnte daher auch zum Eurovision In Concert 2022 nach Amsterdam reisen, obwohl in der Heimat ein Krieg tobt. Sie darf den Appell an die Zuschauer*innen in der Halle richten, doch bitte für das Land zu spenden, ehe sie ihren ESC-Hit „Stefania“ präsentiert. In Turin dürften die Siegchancen nicht nur wegen der politischen Situation groß sein.

Den Abschluss macht traditionell der niederländische Beitrag, der in diesem Jahr von Sängerin S10 kommt. „De Diepte“ ist mitreißend und emotional und erinnert durchaus an den Auftritt von Duncan Laurence exakt drei Jahre zuvor – wohin seine Reise im Anschluss führte, ist bestens bekannt.

Und weil alle so lange warten mussten, hat die EiC-Crew am Ende des Konzerts noch etwas für die Fans: das Datum für die nächste Ausgabe. Am 15. April 2023 werden sich die nächsten Eurovision-Acts zum großen Konzertabend in Amsterdam treffen.

bleistiftrocker.de war auch beim offiziellen Presse-Event des Eurovision In Concert am Nachmittag vor Ort. In den kommenden Tagen gibt es zahlreiche Interviews zu lesen, die wir dort mit ESC-Teilnehmer*innen geführt haben.

 

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Foto: Sonja Riegel / bleistiftrocker.de

 

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